Vier brillante junge Talente zum „Podium der Jugend“-Konzert auf der Bühne und ein fast ganz besetzter Barocksaal : Einen besseren Saisonbeginn 2016 konnte der „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. sich nicht wünschen. Die vier, ja gar fünf Musiker und Musikerinnen einschließlich der Klavierbegleiterin der Cellistin, boten ein überaus fesselndes Programm und zeigten ihr Können und Empfinden auf eindrucksvollste Weise. Sehnsüchtig erwartete das Publikum den jungen Trompeter Tobias Krieger aus Sauerlach, der leider krankheitsbedingt absagen musste.
Anna Handler, 19 Jahre, Klavier, aus München, Till Hoffmann, 19 Jahre, Klavier, aus Freiburg, Sophie Klaus, 20 Jahre, Cello, aus Bobingen bei Augsburg, mit Nino Margvelashvili, Klavier, aus Georgien, und Polina Ushakova, 24 Jahre,Klavier, aus Nizhny Novgorod, Russland, wurden die Stars des Abends und erfüllten vorbehaltlos die Erwartungen des Publikums.
Ernst und nachdenklich gestaltete Anna Handler Bachs Präludium und Fuge b-Moll Nr.22 aus dem „Wohltemperierten Klavier“, das Tempo im richtigen Maße ruhig voranschreitend, die Themenanfänge leuchtend hervorhebend. In Mendelssohns „Variation sérieuses“ op.51 steigerte sie sich in den 18 Veränderungen des Themas mit der Musik verschmelzend, und zeigte souverän die von Stück zu Stück wachsende Virtuosität. Mit zwei Préludes Debussys , „La sérénade interrompue“ und „Les collines d‘Anacapri“ offenbarte sie eine andere, funkelnde Klanggebung und melodische Phrasierung, sowie raffiniert-heitere Nuancen.
Till Hoffmann nahm sich Brahms‘s monumentaler fis-moll Sonate durchdacht und gefühlsstark an. Er gestaltete dieses selten gespielte, Clara Schumann gewidmete Frühwerk, mit spannender Erregung und auf die improvisatorischen Elemente eingehender Sensibilität; die Liszt-ähnliche Zerklüftung mit gespenstischer Unheimlichkeit nachzeichnend, den Kontrast der Bässe und der hauchzart gegebenen Akkorde mit sicherem Gespür, bis hin zum rhapsodischen, heroisch geführten Finale.
César Franck‘s Sonate A-Dur für Violine und Klavier von 1886 brachte dem Komponisten damals den großen Durchbruch. Mit leidenschaftlichem Elan spielten Sophie Klaus und Nino Margvelashvili die Fassung für Cello und Klavier, die Lyrik des 1.Satzes innig gesprächig, die donnernde Heftigkeit des 2. mit herrlichem Cellospiel und gleichrangiger Klavierkunst, die Kunstfertigkeit des Finale mit intensiver Klanggebung und triumphaler Kraft.
Kristalline Klarheit, Eleganz und perlend diamantenes Klavierspiel brachte die junge Pianistin Polina Ushakova mit Haydns zweisätziger Sonate C-Dur Nr.48 zu Gehör, die Verzierungen des ruhigeren Themas zielbewusst schnurrend auf den Punkt, die quirligen Passagen des durchstartenden Rondos mit federleichter Flinkheit und Wendigkeit beschwingt und raffiniert gestaltet. Ihre Interpretation von Prokofjews Sonate zeugte von ungeheurer Vitalität und mitreißender Energie. Aufwühlend stieg sie in das Allegro inquieto ein, berührend sinnlich in den Gesang des Andante caloroso und unaufhaltsam vorantreibend in den motorischen „modern-groove“ des Precipitato -Finale. Das dankbare Publikum applaudierte ausdauernd lange für dieses hervorragende Konzert und holte die jungen Musiker alle zum Abschied auf die Bühne.
Marcus Vitolo