Juri Vallentin, Oboe, Philipp Heiß, Klavier

PREISTRäGER DEUTSCHER MUSIKWETTBEWERB 2017

Barocksaal Tegernsee

16.02.2019, 19.30 Uhr

Vorbericht

Juri Vallentin, Oboe, sicherte sich mit dem Gewinn des begehrten Hauptpreises und Publikumspreises des Deutschen Musikwettbewerbs 2017 einen herausragenden Platz unter den jungen Oboisten seiner Generation.Als Solo-Oboist spielt er beim Niedersächsischen Staatsorchester der Staatsoper Hannover und gastiert in gleicher Position unter anderem beim Gewandhausorchester Leipzig, den Bamberger Symphonikern oder dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Er konzertierte als Solist mit Orchestern wie dem Beethoven-Orchester Bonn, dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover und dem Münchner Kammerorchester und war bei internationalen Festivals wie den Ludwigsburger Festspielen, dem Davos Festival oder dem Kurt-Weill-Fest zu hören. Rundfunkproduktionen beim BR, SWR und NDR dokumentieren seine künstlerische Arbeit.
Seine musikalische Ausbildung begann Juri Vallentin mit Gesangsunterricht und wechselte später zur Oboe. Er studierte an der Hochschule für Musik Nürnberg und am renommierten Conservatoire de Paris, wo er als erster externer Bewerber direkt zum Master zugelassen wurde und mit Auszeichnung abschloss. Er ist Preisträger großer internationaler Wettbewerbe, wie des höchstdotierten Wettbewerbs für Oboe in Muri, Schweiz 2016, und wurde von der Deutschen Stiftung Musikleben und der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert.
Im Herbst 2018 erscheint sein Debüt-Album “Bridges” beim Leipziger Label Genuin.
Der Augsburger Pianist Philipp Heiß ist ein gefragter Kammermusiker und Liedpartner.
Auftritte führten ihn u.a. in das Konzerthaus Berlin, den NDR in Hannover, das Beethoven-Haus in Bonn, zu Festivals wie dem Beethovenfest Bonn, den Kasseler Musiktagen und dem Kurt-Weill-Fest Dessau sowie nach Österreich, Frankreich, Italien, Finnland und in die USA. Er ist Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerb sowie der Stiftung für die HMTM Hannover und  Kunstförderpreisträger der Stadt Augsburg.
Beim Label Genuin erschienen CDs gemeinsam mit dem Cellisten Jonas Palm und dem Oboisten Juri Vallentin. Darüber hinaus entstanden Rundfunkaufnahmen für den NDR, SWR und BR. Außerdem ist er in Michael Hanekes Film "Die Klavierspielerin" in der Rolle des Fritz Naprawnik zu sehen.
Philipp Heiß studierte Klavier und Liedgestaltung an den Musikhochschulen in Hannover, Würzburg und München. Er ist regelmäßig Dozent bei Kammermusikkursen sowie offizieller Klavierpartner bei Meisterkursen und Wettbewerben
Neben seiner Unterrichtstätigkeit am Vorarlberger Landeskonservatorium ist Philipp Heiß auch Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater in München.



Nachbericht


Einen musikalisch, inhaltlich und künstlerisch beeindruckenden Auftritt boten die beiden jungen Musiker Juri Vallentin und Philipp Heiss zum ersten Konzert der Reihe „Podium für junge Solisten“ in 2019. Der sehr gut besuchte Barocksaal erlebte ein nicht auf Brillanz, sondern auf Tiefe, Schönheit und Nachdenklichkeit ausgelegtes Programm. Eingerahmt von Eröffnungs- sinfonien mit Solo-Oboe aus Bach-Kantaten erklangen Werke von Schumann, Hamary und Haas, dies ohne Innehalten, als Fluss durch die Gefühlswelt unterschiedlicher musikalischer Epochen und Stile.
Die Sinfonia Bachs „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 , lies den fabelhaften Klang Juri Vallentins Oboe erstmals hören. Die leidenschaftlich leidende Musik der auf schreitenden Achteln des Klaviers sich entfaltenden Oboenfiguren hob sich schwebend und klangvoll in den Raum.
Die Drei Romanzen op.94 von Schumann entstanden, wie die beiden Musiker erläuterten, zur Zeit der Unruhen Mitte des 19. Jahrhunderst, als die Familie Schumann kurzzeitig aus Dresden floh und sich auf dem Land versteckte. Juri Vallentins und Philipp Heiss Interpretation beschwor diese Landidylle heraus, ihre Lieblichkeit und Verträumtheit sowie die kurz aufflammende Kraft der Natur. Im Naturhymnus der Kantate „ Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“BWV 76, ließen die beiden Musiker die Stimmen der Feste und des Himmels widerklingen. Ein aus überwiegend scharfen und aggressiven Klängen komponiertes Stück von Andras Hamary, „Canto de Ordeňo“von 2015, bildete den musikalischen Gegenpol : eine unendliche Salve von Tonrepetitionen seitens des Klaviers und ein aufgeregter, schneller Oboenpart. Darin verbirgt sich und klingt ein venezolanisches Lied , dessen beruhigende Wirkung aufleuchtete als der Oboist in den Flügelkorpus spielte und die Saiten des Tasteninstruments mitschwangen.
Bachs bekannte Eröffnungssinfonie der Kantate „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“ BWV 156 erklang mit Juri Vallentin und Philipp Heiss mit überaus gesangvollem Oboenklang und dezent begleitendem Klavierpart, der fragende Schluss leitete unmittelbar in Pavel Haas Suita op. 17.
Der Hinweis auf die menschliche Hinfälligkeit und ein Ende im Wille Gottes der Kantate, folgte nun ein Werk, welches mit seinen 9 Sätzen Haas Leben von deutschen Einmarsch nach Tschechien bis zu seinem Tode im KZ klanglich nachvollzieht. Ein erschütterndes Werk, mit Hingabe gespielt.
In Bachs Sinfonia aus der Kantate 12 „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“, lies Juri Vallentin die 32Ghirlanden der Oboe weit schwingen und konzertierte frei aller thematischen Bindungen.
Die beiden Musiker bestätigten ihr gefühlvolles und leidenschaftliches Zusammenspiel, ihr tief empfundenes Erleben der Musik , mit der Wiederholung der Sinfonia aus Bachs Kantate 156 als Zugabe.
Marcus Vitolo


Ulli und Uwe Kai Stiftung