A.Wiesensee, M.Ter-Nedden,Violine,S. Drescher,Cello

Barocksaal Tegernsee

29.06.2019, 19.30 Uhr

Vorbericht

Der Geiger Moritz Ter-Nedden gehört zu einer Generation von herausragenden jungen Musikern, die neue Wege in der klassischen Musik beschreiten wollen. Nach dem Studium in Detmold bei Thomas Christian und Hannover bei Ulf Schneider und Oliver Wille führt ihn seine künstlerische Neugier zu einer Vielzahl von musikalischen Projekten:Als Kammermusiker ist er mit dem 2013 gegründeten Daphnis Quartett mit dem Boris Pergamenschikow Preis für die Vermittlung neuer Musik ausgezeichnet worden, arbeitete mit Helmut Lachenman und Mathew Barnson zusammen und ist in zahlreichen Rundfunkbeiträgen des NDR und SWR zu hören. In der Position des Konzertmeisters spielt und konzipiert er Projekte mit dem Orchester im Treppenhaus, das es sich zur Aufgabe gemacht hat neue Konzertformate zu entwickeln und an ungewöhnlichen Spielorten klassische Musik einem jungen Publikum zu präsentieren.

Mit dem Bundesjugendballet verbindet ihn eine regelmäßige Zusammenarbeit, zuletzt beim Young Euro Classic Festival im Konzerthaus Berlin mit "Verklärte Nacht" von Arnold Schönberg. Bei dem Stück "See you on the other side" von Mathias Moor war er bei den Herrnhäuser Festspielen und im Theater Marburg zu sehen und zu hören.Er ist regelmäßig Gast bei Festivals wie dem Luzern Festvial, Heidelberger Frühling, Beethoven Festival Bonn, den sommerlichen Musiktagen Hitzacker, quartetaffairs Frankfurt, Theaterformen, Liepe und Co und dem Podium Festival Esslingen.Die Arbeit mit Musikern wie Gottfried von der Goltz, Reinhard Göbel, Eberhard Feltz, Rainer Schmidt und Donald Weilerstein bietet ihm wichtige künstlerische Impulse und bereichert ihn nachhaltig.Moritz Ter-Nedden ist seit Dezember 2017 Konzertmeister im Folkwang Kammerorchester Essen und spielt eine Violine von Jospeh Gagliano aus dem Jahr 1789.


Simone Drescher, Violoncello Simone Drescher wurde in Herdecke geboren und erhielt ihren ersten Cello-Unterricht im Alter von 7 Jahren. Nach dem Abitur studierte sie bei Prof. Wolfgang Emanuel Schmidt an der HfM Franz Liszt Weimar und setzt ihr Studium derzeit im Konzertexamen bei Prof. Troels Svane an der Hochschule für Musik

Hanns Eisler in Berlin fort. Wichige künstlerische Impulse erhielt sie durch Meisterkurse unter anderem bei David Geringas, Natalia Gutman, Jens Peter Maintz und Wolfgang Boercher. Sie gewann einen Sonderpreis beim Int. Grand Prix Emanuel Feuermann

Wettbewerb in Berlin, sowie Stipendien und Sonderpreise beim Dt.

Musikwettbewerb in Stuttgart und Bonn. Als Solistin konzertierte Drescherunter anderem mit der Philharmonie Baden-Baden, der Sinfonia Köln,der Neuen Philharmonie Westfalen und gab europaweit Rezitale und Kammermusikkonzerte.Sie wurde von renommierten Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Schleswig-Holstein Musikfestival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, sowie zu Festivals in den USA eingeladen.In der Reihe „Best of NRW“ und der „Bundesauswahl Konzerte junger Künstler“war sie bundesweit zu hören. Zudem trat sie bei zahlreichen Konzerten der

Reihe „Foyer junger Künstler“ der Deutschen Stiftung Musikleben auf. Rundfunkaufnahmen entstanden für Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur,BR, WDR3, MDR, NDR und die Deutsche Welle.

Seit Februar 2017 spielt Simone Drescher ein Violoncello von Giovanni Battista Grancino, Mailand um 1700, das ihr von der Deutschen Stiftung Musikleben zur Verfügung gestellt wird.

Amadeus Wiesensee (*1993) debütierte bereits als Zwölfjähriger mit dem Münchner Rundfunkorchester. Die Süddeutsche Zeitung schrieb anlässlich seines Konzertes zur Eröffnung des Nymphenburger Sommers: „Dieser junge Mann hat ein nahezu unheimliches Gespür für die Dunkelheiten, für das Verhangene, auch Grüblerische und deren Farbigkeiten. So leuchtet er keineswegs nur den Vordergrund der Stücke prächtig aus, sondern er öffnet im musikalischen Prozess gleichsam die dahinterliegenden Echo- und Assoziationsräume. In den besten Momenten scheint es, als könne man die Musik als dreidimensionales Gebilde umwandern."

2019 debütiert er u. a. mit dem Münchner Kammerorchester, beim Richard-Strauss-Festival, in der Münchner Residenz und beim PODIUM Festival Esslingen.

Mit acht Jahren wurde er Schüler von Prof. Thomas Böckheler am Richard-Strauss-Konservatorium in München, ab 2007 Jungstudent bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling am Mozarteum Salzburg. Nach dessen Tod nahm er das Studium bei Antti Siirala an der Hochschule für Musik und Theater München auf. Außerdem war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Jürgen-Ponto-Stiftung und der Deutschen Stiftung Musikleben. Zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Dimitri Bashkirov, Leon Fleisher, Matti Raekallio, Richard Goode, Maria Joao Pires, Sir András Schiff und Hélène Grimaud ergänzen seine Ausbildung. Besonders nachhaltige Impulse erhielt er von Alfred Brendel wie auch aktuell regelmäßig von Elisabeth Leonskaja.

Einladungen zu Konzerten führten ihn u.a. zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Klavier-Festival Ruhr, dem Bologna Festival, dem Oxford Piano Festival, dem Schleswig Holstein Musikfestival, dem Würzburger Mozartfest, den Opernfestspielen Gut Immling, den Schwetzinger Mozarttagen, der Musikwoche Hitzacker, dem Nymphenburger Sommer und zu den Europäischen Wochen Passau.

2018 konnte er sich aus weltweit über hundert Bewerbungen zu den sechs Nominierten für den Internationalen Deutschen Pianistenpreis zählen. Mehrfach war er live in Rundfunksendern wie dem BR, WDR und dem SWR und im Bayerischen Fernsehen zu erleben.

Im Januar 2014 debütierte er mit dem Bayerischen Landesjugendorchester mit dem ersten Klavierkonzert von Franz Liszt in der Philharmonie in München, welches von BR-Klassik gesendet wurde. Als Solist spielte er u.a. mit der Deutschen Streicherphilharmonie, den Heidelberger Philharmonikern, der Neuen Philharmonie Westfalen, den Bergischen Symphonikern, den Bad Reichenhaller Philharmonikern und dem Bayerischen Landesjugendorchester unter Dirigenten wie Dimitri Jurowski, Michael Sanderling, Sebastian Tewinkel, Peter Kuhn und Clemens Schuldt.

Amadeus Wiesensees zweite große Leidenschaft gilt der Philosophie, der er auch in einem Parallelstudium nachging, das er an der Hochschule für Philosophie München im Juli 2015 mit dem Bachelor of Arts und Bestnote abschloss.


Nachbericht

Drei junge Musiker bescherten dem Publikum des „Podium für junge Solisten“ in Tegernsee einen unvergesslichen Konzertabend. Vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ waren in den Barocksaal im ehemaligen Tegernseer Schloss, Amadeus Wiesensee, Klavier, Simone Drescher, Cello und Moritz-Ter-Nedden, Violine, eingeladen worden.

Die Freude, wieder in „seinem“ geliebten Barocksaal zu musizieren, sah man dem im Landkreis Miesbach aufgewachsenen Pianisten Amadeus Wiesensee, sichtlich an. Als ehemaliger Abiturient des Tegernseer Gymnasiums schloss er in München parallel zum Musikstudium im Juli 2015 mit dem Bachelor of Arts und Bestnote ein Philosophiestudium ab. Sein durchgeistigter und lebendiger Pianismus bringt ihm zahlreiche Auszeichnungen ein, Konzerte und Meisterkurse bestimmen momentan sein Pianistenleben und führen ihn durch ganz Europa, wo er mit vielen großen Meistern des Klavierspiels zusammentrifft, wie u.a. Alfred Brendel, Hélène Grimaud und Elisabeth Leonskaja.

Die Cellistin Simone Drescher, in Herdecke geboren, setzt derzeit ihr Studium im Konzertexamen bei Prof. Troels Svane an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort. Für Konzerte und Recitale wird sie mit ihrem intensivem, gesanglichen Ton in ganz Europa geschätzt und engagiert. Der Geiger Moritz Ter-Nedden möchte neue Wege der Musikverbreitung beschreiten und in seiner Position als Konzertmeister im Folkwang Kammerorchester Essen setzt er seit Dezember 2017 Projekte zu neuen Konzertformaten um. Damit klassische Musik einem jungen Publikum nahe gebracht werden kann. lässt er sie mit dem o.g. Orchester an an ungewöhnlichen Spielorten erklingen.

Der Konzertabend begann mit einem solistischen ersten Teil den Amadeus Wiesensee als Pianist gestaltete. Vier Sonaten von Domenico Scarlatti stellten sein feinfühliges und auch leidenschaftliches Spiel vor, er holte die Kontraste aus den paarweise angeordneten Werken B-Dur K 544 und K 545, und d-moll K 516 und K 517; und beleuchtete sowohl die sinnierenden als die verspielt witzigen Elemente dieser Musik. Feurig und tokkatenartig beeindruckend gestaltete er temperamentvoll die Prestissimo Sätze K 545 und K 517.

Sein Programmsprung in die Moderne mit Alban Bergs Klaviersonate op.1 offenbarte welchen Wandel das kompositorische Arbeiten am Klavier durchlebt hat und welche Gemeinsamkeiten über die Jahrhunderte doch vorhanden sind. Amadeus Wiesensee holte, in spürbarer Verbundenheit mit dem „suchenden“ Element dieser Musik, die sich aus der ständiger Variation ungewöhnlicher Tonabstände entwickelnde reiche Melodik und Harmonik dieses Werkes heraus.

Unsterblicher Klaviermusik nahm er sich mit Beethovens Sonate op. 110 an. Das nach schwerer Krankheit des Komponisten entstandene widmumgsfreie späte Klavierwerk gestaltete er als eine Zusammenfassung Beethovens pianistischen Schaffens, so mag Beethoven selbst gefühlt haben, man spürte sein Einfühlen in den rückblickenden Komponisten, der seiner Musik als reich an Aufschwüngen und Gegensätzen ein Eigenleben zugesteht.

Gemeinsam spielten die drei jungen Musiker das monumentale Trio op.50 in a-moll von Tschaikowsky, welches der russische Komponist als musikalisches Epitaph zum Tod seines Freundes Nikolaj Rubinstein 1882 entstand. Das fesselnde Spiel der drei Musiker ließ die ca 50‘ Spielzeit des ausladenden, zweiteiligen Werkes rasch vergehen : ausdrucksstark, furios, spielerisch zart und voller Leidenschaft schufen Simone Drescher, Cello, Moritz Ter-Nedden, Violine, und Amadeus Wiesensee, Klavier, eine grandiose Interpretation. Klangschönheit gleich von der beginnenden Cello Kantilene prägte den ersten Satz. Aus den 12 Variationen holten die drei jungen Musiker alle Facetten ihrer Klangfarben und Stimmungen hervor.Beeindruckend das ernste, choralartige Klaviersolo im Thema, die Beethoven-Anklängeder 1. Variation , der folgende drängende Cello Gesang. Auf liegenden Tönen der Streicher erklang Glöckchenhaft des Klaviers in Variation 5, das Cello eröffnete elegant den Walzer der nächsten, majestätisch nahm sich der Pianist der groß-griffigen Akkorde in Variation 7 an, während Violine und Cello rasche Einwürfe feurig aufblitzen ließen. Inbrünstig gestalteten sie die ausgearbeitete Fugen-Variation, steigerten die vorantreibende Klanggewalt des Finale, gekonnt bis zum plötzlichen Abbruch im dunklen Lamento. Der aus dem erstarrten Publikum dann ausbrechende Applaus brachte als Zugabe noch ein bewegten Satz aus Dvoraks „Dumky“Trio. Marcus Vitolo


Ulli und Uwe Kai Stiftung