Preisträger des Borciani Wettbewerbs

BENNEWITZ QUARTETT

Mozart,Bartok,Smetana

Barocksaal Tegernsee

18.10.2008, 20.00 Uhr

Vorbericht

Der Namensgeber dieses Ensembles ist der renommierte tschechische Geiger und Pädagoge Antonin Bennewitz ( 1833-1926) . Das Quartett wurde in Prag 1998 an der Academy of Performing Arts gegründet. Eine besondere Rolle bei der künstlerischen Entwicklung der vier Musiker spielten zwei Persönlichkeiten : Rainer Schmidt vom Hagen Quartett und Walter Levin vom LaSalle Quartett. Viel Preise zeichnen den Weg dieses außergewöhnlichen jungen Streichquartetts aus, u.a. der 1.Preis 2004 beim National Presentation Concerts Competition in Amsterdam, zwei Sonderpreise beim ARD Internationalen Wettbewerb in München. 2005 gewannen sie den 1.Preis des Internationalen Kammermusikpreis in Osaka und im Juni 2008 den 1.Preis des Paolo Borciani, eines der wichtigsten Kammermusikwettbewerbe der Welt in Reggio Emilia ( Italien ).Die vier jungen Prager werden in der Saison 2008-2009 ihre 50 Konzerte umfassende Preisträger-Tournee durch Europa, USA und Japan absolvieren. Nach Tokio, New York, Florenz, Rom Hamburg , Bremen , Stuttgart und Basel werden sie auch in Tegernsee um 20 Uhr am 18. Oktober im Barocksaal des ehemaligen Tegernseer Schlosses konzertieren. Das Bennewitz-Quartett ist regelmäßiger Gast bei internationalen Festspielen, u.a. Rheingau Musik, Festival Lucerne und Orlando Festival. Neben zahlreichen CD und Rundfunkaufnahmen ist ab Frühling eine neue Einspielung mit Quartetten Janaceks und Bartoks erhältlich.

Nachbericht

Eine Sternstunde der Kammermusik bescherte das „Bennewitz“Quartett dem begeisterten Publikum im Tegernseer Barocksaal. Die vier sympathischen jungen Prager, erst im Juni dieses Jahres Gewinner des gefürchteten „Borciani“Wettbewerbs, zeigten mit ansteckender Leidenschaft und überwältigendem Können warum es ihnen gelang diesen ersten Preis zu erringen. In Mozarts Streichquartett G-Dur KV 156, aus einer Gruppe von Werken stammend mit welchen Mozart die Wende zur wirklich eigenen Kammermusik schuf, ließen sie im ersten Satz Presto beseelt und keck den blauen Himmel erstrahlen. Sensitiv und feinfühlig erklang das Adagio, temperamentvoll “italienisch“ das abschließende Minuetto. Doch nun ließen Jiri Nemecek, Violine, Stepan Jezek, Violine, Jiri Pinkas, und Stepan Dolezal die Funken sprühen und schufen sich ein musikalisches Denkmal: Bartoks Streichquartett Nr.4. SZ 91 erklang in fulminanter, atemberaubender Interpretation. Manch nur tonal eingestelltem Gehör in den ersten Sätzen gewöhnungsbedürftig, doch mit seiner Wildheit und Dichte, seiner herben Klanggebung, so packend und feurig aufwühlend gespielt. Flirrende Klänge im Prestissimo con sordino und jagendes, doch präzises Tempo, machten daraus ein berauschendes Tonbild. Weichere, lang gezogene Klänge und ein singendes, beherztes Violoncello im Non troppo lento bereiteten, immer dramatischer, spannender und dann ausgedünnter werdend, das Terrain für die atemlos, im pizzicato, also nur gezupft, ohne Bögen, sich aufschwingende atonale Serenade. Kraftvoll, rasend und drängend kam im letzten Satz das Temperament des 1. wieder auf : ein Tanz auf dem Vulkan entfaltete sich mit beeindruckender Heftigkeit. Das gemeinhin als tönende Autobiographie verstandene Streichquartett Nr.1 e-moll, „Aus meinem Leben“ , von Bedrich Smetana, wurde vom Bennewitz Quartett mit Spaß an den Tempo- und Gemütsveränderungen hervorragend dargeboten. So erklangen die von Smetana als bedeutendste seines Lebens erinnerlichen Momente ein jeder in seiner musikalischen Andeutung . Die Sehnsucht des kunstbegeisterten Jünglings wehmütig und ahnungsvoll im Allegro vivo appassionato, die Freude des Tanzes humorvoll und fröhlich einnehmend im Allegro moderato alla polca. Leidenschaftlich, im Wechsel von Heftigkeit und Zartheit mal sanft, warm und dann aufbrausend, beschwörte das betörende Largo die Liebe Smetanas zu seiner Frau mit orchestraler Klangfülle. Das finale Vivace teil mit was den Komponisten nun unerwartet traf : dramatisch drängend, Leere und Traurigkeit verkündend bricht seine Taubheit ein. Größte Begeisterung für das Bennewitz Quartett brach nun im Barocksaal wiedermal aus, und Zugabe wurde ein beschwingt anmutiges „Sonnets et rondeaux“ des italienischen Komponisten Sollima. M.V.

Ulli und Uwe Kai Stiftung