Violoncello und Klavier

NIKOLAY GIMALETDINOV,VIOLONCELLO, HENRY BONAMY, KLAVIER

Strauss, Janacek,Beethoven

Barocksaal Tegernsee

13.06.2009, 19.30 Uhr

Vorbericht

Der Cellist Gimaletdinov wurde in Russland, St. Petersburg, ausgebildet, und studierte dann weiter in Stuttgart und in Wien. Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe, u.a. den Internationalen Tchaikovsky Youth Competition, Evgeny Mravinsky International, "Concertino Prague" International Competition usw. Er gibt Solo Recitals in ganz Europa und tritt mit zahlreichen renommierten Orchestern auf wie das Russische National Orchester (Michail Pletnev), oder die “Moscow Virtuosi” (Vladimir Spivakov). Der Pianist Henri Bonamy ist mit zahlreichen Preisen bei Internationalen Wettbewerben ausgezeichnet, u.a. Alessandro Casagrande ( Italien ) und Erwin Nyiregyazhi ( Japan ). An der Musikhochschule München legte er bei Elisso Wirssaladse sein Meisterklassen-Diplom mit Auszeichnung ab, und studiert neben seiner Tätigkeit als Pianist bei Bruno Weil Orchesterdirigieren. Sowohl als Pianist wie auch als Dirigent tritt er in ganz Europa auf. In Tegernsee werden die beiden jungen Musiker ein Programm mit Werke von Leo Janacek, Ludwig van Beethoven und Richard Strauss spielen.

Nachbericht

Nikolay Gimaletdinov, Violoncello, und Henri Bonamy, Klavier, diese Namen merke sich wer Kammermusik vom Feinsten genießen möchte. Die beiden jungen Musiker beglückten mit ihren außerordentlichen Können das Publikum der Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ im Tegernseer Barocksaal. Ein Duo von ungeheurer Steuerungsfähigkeit, das musikalische Geschehen mit Noblesse und einem Hauch Tollkühnheit lenkend. So geschehen bei Leos Janaceks „Pohdaka“, einer Märchenerzählung. Das Cello repräsentiert den werbenden Prinz Iwan, das Klavier die Prinzessin Marja. Die drei kurzen Sätze sind keine Programmmusik sondern Charakterisierungen der beiden Protagonisten. Gesanglich steigt Henri Bonamy ein, am Cello von Nikolay Gimaletdinov mit kurzen pizzicato-Motiven geneckt, eine lustige Jagd, ein Spiel von Wildheit und Sanftheit beginnt. Rauschenden Harfenklänge des Pianos bereiten eine melodiöse Cantilene vor , das Cello antwortet mit Steigerung des Ganzen. Im finalem Allegro ist das Cello mit seiner Tanzmelodie die auffordernde Persönlichkeit, vom Klavier mit rundem, wohlklingenden Ton zu einer besonderen Einheit erhoben. Beethovens letzte Sonate für Cello und Klavier, Op.102 Nr.2 D-Dur, die seine Zeitgenossen wegen ihrer kontrapunktischen Struktur verwirrte, erklang unter den Händen von Gimaletdinov und Bonamy moderner als der eben verhallte Janacek. Es zeigte welch aufwühlende Ausdruckswechsel, vom lospreschenden Beginn über ein vehementes Sforzato, zum gelösten Cantabile, diese beiden Künstler zu vollbringen imstande sind. Dazu fordert sie die Geschwindigkeit und die Konzentration des musikalischen Textes geradezu auf : Doch solche Aufgabe berauschend und aufwühlend mit derartiger Bravour und Überblick zu meistern bedeutet einiges. Der langsame Satz, Adagio con molto sentimento überschrieben, wirkte in seiner Ruhe packend, doch eher düster und dunkel. Das finale Fugato baute sich zu einer Kathedrale auf und ab, und schien sein Liniengeflecht zum Schluss hin spielerisch aufzulösen. Höhepunkt des Abends wurde die Sonate für Cello und Klavier von Richard Strauss, in F-Dur, Op. 6. Von diesem Frühwerk des 19jährigen Strauss wollte derselbe 10 Jahre später nicht mehr viel wissen, er fand es komisch davon zu reden. War doch all sein Schaffen eine Entwicklung von einem Maßstab seiner Zeit zum kommenden hin, von Eduard Hanslicks „Vom musikalisch Schönen“ zu „Die Musik als Ausdruck“ von Friedrich Hausegger. In dieser Musik wuchsen Nikolay Gimaletdinov und Henri Bonamy zu noch höherer Form. Schon der großartige Beginn, mit enthusiastischem Elan dargeboten, bereitete auf ihren so vitalen Vortrag vor. Pulsierend gestalteten sie den Kontrast der zwei Hauptthemen und deren Spannung, den 2. Satz in seiner kunstvollen Schönheit gravitätisch, ihn wie eine Ballade erzählend. Beherzt nahmen sie den lustigen Ritt des Allegro vivo auf, mit einem schelmischen Zug im Schwung zur Höhe hin, diesen Lebensimpuls immer wieder bejahend und all die schönen Inspirationen Strauss' ausleuchtend . Dem enthusiastischen Beifall dankten die beiden Künstler mit zwei prächtigen Zugaben : erst Chopins sanft wogendes Largo aus seiner Cellosonate Op. 65 und dann das rasante Allegro aus Schostakowitchs Op. 40. Marcus Vitolo

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