Philharmonisches Bläserquintett Berlin

Mozart, Reicha, Milhaud, Nielsen

Barocksaal Tegernsee

31.03.2010, 19.30 Uhr

Vorbericht

Das Philharmonische Bläserquintett Berlin (Berlin Philharmonic Wind Quintet) wurde 1988 noch in der Ära Herbert von Karajans gegründet. In der traditionsreichen Geschichte der Kammermusikvereinigungen der Berliner Philharmoniker ist es das erste kontinuierlich zusammenarbeitende Bläserquintett. . Als Mitglieder des Orchesters haben sie über die Jahre selbstverständlich auch von der Zusammenarbeit mit den anderen großen Dirigenten dieser Zeit profitiert, von Leonard Bernstein, Carlos Kleiber und Sir John Barbirolli, über Günter Wand, Carlo Maria Giulini, Bernard Haitink, Riccardo Muti, bis zu Pièrre Boulez, James Levine oder Daniel Barenboim, um nur einige zu nennen. Immer wieder verblüfft das Philharmonische Bläserquintett das Publikum weltweit durch seine Ausdrucksvielfalt, sein Klangfarbenspektrum und seine stilsichere Interpretation. Zuhörer wie Kritiker sind sich darin einig, dass es dem Ensemble gelungen ist, den Sound des klassischen Bläserquintetts quasi neu zu definieren. Z.Zeit sind Prof. Michael Hasel,Flöte,Andreas Wittmann, Oboe, Walter Seyfarth, Klarinette, Fergus Mc William, Horn und Marion Reinhard, Fagott, Mitglieder des Ensembles. Das Repertoire des Ensembles umfasst neben dem gesamten Spektrum der Quintettliteratur auch Werke in erweiterter Besetzung, z. B. die Sextette von Janáček und Reinicke oder die Septette von Hindemith und Koechlin. Daneben nimmt die Zusammenarbeit mit den Pianisten Stephen Hough, Jon Nakamatsu, Lars Vogt und Lilya Zilberstein in den letzten Jahren verstärkten Raum ein. Konzertverpflichtungen führten das Ensemble bisher in fast alle europäischen Staaten, nach Nord- und Südamerika, Israel, Australien, China, Japan und Taiwan. Das Philharmonische Bläserquintett ist außerdem gern gesehener Gast bei internationalen Festivals wie z. B. den Berliner Festwochen, dem Edinburgh Festival, den Londoner Proms, der Quintett-Biennale Marseille, dem Rheingau-Festival und den Salzburger Festspielen. Rundfunk- und Fernsehproduktionen des Ensembles werden international ausgestrahlt. In den letzten Jahren haben die Mitglieder des Philharmonischen Bläserquintetts ihre Lehr- und Unterrichtsaktivitäten mit Jugendlichen intensiviert. In vielen Ländern geben sie Kammermusik- und Instrumentalworkshops, ihr besonderes Engagement gilt dabei dem Jugendorchesterprogramm in Venezuela.

Nachbericht

Ein Spitzenensemble der Weltklasse konzertierte im restlos ausverkauften Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Das "Philharmonische Bläserquintett Berlin" gab dem "Freundeskreis für die Förderung junger Musiker" e.V. die Ehre zu seinem 25.Jährigen Jubiläum. Die 5 sympathischen Musiker erläuterten mit Charme und Witz die Umstände ihres Auftritts, bedankten sich herzlichst und lobten die Arbeit des Fördervereins. Durch persönliche Kontakte hatten sie vom wunderschönen Barocksaal, von See und Bergen erfahren, und wurden ganz neidisch auf die "jungen, geförderten". Obwohl "nicht mehr ganz jung", waren sie doch noch sehr neugierig auf den Tegernsee, der ein Mitglied an seine heimatlichen Highlands erinnert und den er seit 28 Jahren mit der Familie aufsucht, und so wurden Prof. Michael Hasel,Flöte, Andreas Wittmann,Oboe, Walter Seyfarth,Klarinette, Fergus Mc William Horn, und Marion Reinhard, Fagott, zum 25.jährigen eingeladen. Mozarts Fantasie f-moll für eine Orgelwalze, KV 608, 1791 komponiert, machte das Publikum in der bearbeiteten Fassung von Prof. Hasel sogleich mit dem großartigen Klangspektrum des Ensembles vertraut. Mit straffem Tempo beginnend, zeichneten die Musiker die Gefühlsgewalt, das leidenschaftliche Stimmengeflecht der Polyphonie und den machtvollen Fluss der Melodie mit Hingabe nach. Antonin Reicha, ein Zeitgenosse Beethovens, machte in Paris sein Glück mit seiner neuen Bläserquintettmusik. Aus seinem umfangreichen Oevre für diese Gattung erklang das Quintett D-Dur op.91, Nr.3. Klarste Tongebung und schlüssigste Phrasierung führten durch diese gefällige kleine Sinfonie. Sehr gesanglich der Beginn im Lento, spannend das opernhafte Allegro, ruhiger Puls und langer Atem im Adagio, sehr flott das Menuetto und Allegro vivo, und rasch, nuancenreich und galant das Finale Allegretto. Es gelingt dem "Philharmonischen Bläserquintett Berlin" seinen Gesamtklang immer idealerweise dem führenden Instrument zu öffnen, sowie ein Zusammenklang von höchster Qualität zu erzeugen. Zu La Cheminée du roi René, 1939 von Darius Milhaud komponiert, hat das Ensemble eine besondere Beziehung, welche nicht nur durch unzählige Konzerte entstand, sondern auch durch die Besichtigung der originalen, handgeschriebenen Partitur Milhauds in Aix-le-Provence. Der Stil seiner Musik ist von melodischer, harmonischer und rhythmischer Freiheit, eingebunden in ein polytonales System geprägt. Fest im Repertoire doch lebendig glänzend, ohne abkömmlichen Spannungsverlust gestalteten sie die Suite. Im Cortège hoben die Musiker die Leichtigkeit, das luftige Erklingen hervor, tänzerisch locker und dann feierlich die Aubade, ruhig tanzend die Jongleurs, noch ruhiger die Maousinglade, weiche Girlanden im Joutes sur l'arc, durch alle Reitergangarten führend die Chasse à Valabre und als ein wehmütiger Abschiedsgesang das finale Madrigal-Nocturne. Carl Nielsen, der Ende des 19.Jahrhunderts durch seine Sinfonien außerhalb der Grenzen Dänemarks bekannt wurde, schuf 1922 das Quintett op.43. Die Philharmonischen Bläser Berlin , für dessen Besetzung es original geschrieben ist , machten daraus eine Musik voller Schalk und Klangfreude,vom Vogelausrufartigem Anfang zum führenden Hornmotiv, von unschuldigen Anschwellen zu bedrohlichen ersten Dissonanzen, von der Quirligkeit zur Fanfare über das Streitgespräch Fagott-Klarinette , bis hin zum elegischen Fagott- und dann Horn-Solo in den abschließenden, warmen Hymnus. Jede Darbietung wurde von großem Beifall gekrönt, zwei Zugaben waren das Mindeste , und so verabschiedete die außergewöhnliche Musik des südamerikanischen,befreundetet "Hauskomponisten" Julio Medaglia, "Traumreise" und Tango, charmant und verführerisch das begeisterte Publikum. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung