Philipp Scheucher, Klavierabend

PHILIPP SCHEUCHER, KLAVIERABEND

Schumann, Chopin, Prokofjev

Barocksaal Tegernsee

14.01.2012, 19.30 Uhr

Vorbericht

Das “Podium für junge Solisten“ eröffnet seine Saison 2012 mit einem jungen, außergewöhnlichen Pianisten. Philipp Scheucher,1993 in Graz, Österreich, geboren, begeisterte schon einmal das Publikum des Barocksaals im Tegernseer Schloss. Dies war 2008, als er, von den Talententdeckern Ludmilla und Simon Gourari auserwählt, gemeinsam mit anderen jungen Pianisten, dort auftrat. Daraus entstand im „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. der Wunsch, dieses junge Talent bald nochmal in Tegernsee konzertieren zu lassen, diesmal mit einem eigenen Klavierabend. Inzwischen hat Philipp Scheucher, Schüler von Markus Schirmer und Maria Zgubic, sein Können und seine Karriere als Pianist noch ausgebaut, ist nach seiner Matura im Vollstudium an der Musik-Universität Graz, und hat mit großem Erfolg an Klavierwettbewerben teilgenommen , 2010 als Absolutsieger am "Zlatko Grgošević" in Zagreb/Kroatien . Ebenso mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde er beim internationalen Wettbewerb "Ricard Viñes" in Lleida/Spanien im Juli 2010. Erfolgreiche Konzertauftritte in Offenburg, in der Grazer Oper, in der Franz Liszt Galerie in Budapest, im Enric Granados Auditorium in Lleida, sowie beim ORF ("Licht ins Dunkel"). Im Minoritensaal in Graz trat er im Rahmen des Benefizkonzertes für "Live Music Now" mit Angelika Kirchschlager auf. Er wirkte bei der Produktion des Notenbandes "Expedition Klavier" mit Begleit-CD für die Wiener Urtext Edition mit. Weitere Auftritte erfolgten mit dem Grazer Philharmonischen Orchester , dem Orchester des J.-J.-Fux Konvervatoriums , der Pannonischen Philharmonie und der Camerata Brünn folgten. Am 11. und 12. Oktober 2010 feierte er sein Konzertdebüt im Stefaniensaal des Grazer Congress' mit dem Großen Orchester Graz "Recreation" unter der Leitung von Michael Hofstett In seinem eigenen Klavierabend am Samstag den 14. 1 um 19.30 Uhr in Tegernsee wird Philipp Scheucher Werke von Schumann, Chopin, Liszt und Prokofiev erklingen lassen. MV

Nachbericht

Ein Wunsch ging in Erfüllung : Als erstes Konzert in 2012 der Reihe „Podium junger Solisten“ gab es einen Klavierabend des 1993 in Graz geborene junge Pianist Philipp Scheucher. Dieser beeindruckte das Publikum im Tegernseer Barocksaal mit einer Darbietung von hoher pianistischer Reife und phantastischem Können. Dem Veranstalter „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. fiel der damals 15 jährige schon bei seinem Auftritt 2008 in einer Gruppe von Preisträgern des Wettbewerb „Münchner Klavierpodium“ von Simon Gourari auf, sein Spiel lies den Gedanken entstehen ihm in wenigen Jahren einem gesamten Klavierabend zu ermöglichen. Dazu wählte Philipp Scheucher Klavierwerke von Schumann, Chopin, Liszt und Prokofiev aus, eine erlesene Kür aus Romantik und Moderne. „Papillons“ Opus 2, ist das kleine, noch biedermeierliche Maskenfest Schumanns vor dem späteren Zyklus „Carnaval. Philipp Scheucher lies die vorüberfliegenden Bilder von Personen und Charakteren mit sensibelster Tongebung erklingen, differenziertem Anschlag und drängender Spielfreude. Chopins Werke aber, zuerst das Scherzo cis Moll Nr.3.Op.39, offenbarten eine virtuose und interpretatorische Reife die einem erfahrenem, älteren Pianisten gleichzusetzen ist. Temperamentvoll zeichnete hier Philipp Scheucher den jagenden Beginn, volltönig singend die Chorklänge, und die nach jedem Chorabschnitt herabglitzernden Akkordbrechungen wie zarte Klangflocken nach. Ein Höhepunkt von Delikatesse und Einfühlung wurde Chopins „Berceuse“ op.57. Erst streichelnd, dann intensiver anschlagend, und über dem wankenden Rhythmus der Ostinato-Baßfigur, zauberte er die Arabesken, Trillern und Kaskaden in natürlichem Spannungsbogen träumerisch hin. In der Ballade F-Dur Op.38, ein aus dem Kontrast von Idylle und Sturm lebenden Stück, tauchte Scheucher in die liedhafte Anfangsmelodie der Blumenmädchen sanft ein, und bäumte die Musik im Einfall der marodierenden Reiterhorden virtuos auf, bis zur technisch erbarmungslos schweren, rauschaften Coda mit ihren rasanten, elastisch hämmernden Akkorden, und dann wehmütig innehaltend, im poetischen, fragenden Schluß. Die Ballade Nr.2.in h-Moll von Franz Liszt liegt kompositorisch am Scheideweg von purem Virtuosentum und individueller Entwicklung. Genüßlich zeichnete PhilippScheucher die anfängliche, unheilvolle Baßmelodie über einem drohenden , noch tieferen Gemurmel nach, ließ das lyrische Thema aufhellend erblühen und ranken, das Baritonlied wehmütig ertönen, und in akkordischer Apotheose kulminieren, um zart tröstend zu beenden.Seine Interpretation gab dem Stück eine Tiefe, die der Komposition an sich nicht unmittelbar eigen ist. Prokofiev spielte als Klavierphänomen seiner Zeit nur seine eigenen Werke und schüttelte mit seiner 2. Sonate d-Moll alle Einflüsse von Rachmaninoff, Medtner und Skrjabin energisch ab. Die reichhaltige Lebendigkeit seiner Musik nahm Philipp Scheucher mit unbändiger Spiellust auf, die Dichte des 1. Satzes,den raschen Witz des 2. , die tröpfelnde Düsternis der schmerzerfüllten 3. , und die rasante Fahrt des letzten. Ein restlos begeistertes Publikum applaudierte dem jungen Pianisten stehend zu seiner fesselnden Leistung, und bekam noch zwei Juwelen zu hören.: Schumanns gesanglich-nachdenkliche „Von fremden Ländern und Menschen„ und Horowitzs leidenschaftlich-virtuose „Carmen-Variations“ mit Feuerwerk-Effekt . Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung