Armida Streichquartett 1. Preis ARD 2012

ARMIDA STREICHQUARTETT 1. PREIS ARD 2102

Mozart, Ravel, Brahms

Barocksaal Tegernsee

29.09.2013, 19.30 Uhr

Vorbericht

Das Armida Quartett benannte sich nach einer der erfolgreichsten Opern von Joseph Haydn. Dieser Verweis auf den "Vater des Streichquartetts" kommt nicht von Ungefähr, hat der große Meister doch selbst einmal gesagt: "Meine Sprache verstehe man durch die ganze Welt". Die Sprache des Streichquartetts verständlich zu machen, ist dem Armida Quartett ein großes Anliegen. Haydns Esprit und Schöpfergeist begleitet die jungen Musiker auf ihrer Reise - ist Ansporn, Leitmotiv und Inspiration. Das Quartett gründete sich im Sommer 2006 in Berlin und arbeitet seitdem intensiv mit den Mitgliedern des Artemis Quartetts zusammen. Derzeit besucht es deren Meisterklasse an der Universität der Künste. Musikalische Anregungen erhielt das Ensemble von Natalia Prischepenko sowie von Alfred Brendel, Ferenc Rados, Tabea Zimmermann, Eberhard Feltz, Walter Levin, Martin Spangenberg und Heime Müller, zusätzlich nahm es an Meisterkursen des Alban Berg, Guarneri und Arditti Quartetts teil. Im vergangenen September gewann das Armida Quartett den 1. Preis sowie den Publikumspreis beim 61. Internationalen Musikwettbewerb der ARD, bei dem es zusätzlich mit dem Preis für die beste Interpretation des Auftragswerks "Lost Prayers" von Erkki-Sven Tüür, sowie fünf weiteren Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Bereits im vergangenen Jahr konnte das Armida Quartett beim 66. Concours de Genéve 2011 schon den 1. Preis, den Publikumspreis sowie den "Dr. Glatt" Sonderpreis für die Interpretation des Streichquartetts Nr. 1 "Metamorphoses nocturnes" von György Ligeti in Empfang nehmen. Zuvor erhielt das junge Ensemble verschiedene Stipendien, darunter von Yehudi Menuhin Live Music Now Berlin der Schierse Stiftung Berlin sowie das Stipendium des Bundespräsidenten, mit dem das Armida Quartett beim traditionsreichen Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerb ausgezeichnet wurde. Im Oktober 2012 wurde das Ensemble zusätzlich mit einem Stipendium der Irene Steels-Wilsing Stiftung ausgezeichnet. Das Ensemble konzertierte bereits in zahlreichen Ländern Europas und war unter anderem in der Hamburger Laeiszhalle, der Berliner Philharmonie und der Pariser Opera Bastille zu Gast. Zudem wurden die vier jungen Musiker von namhaften Festivals wie dem Schleswig-Holstein und dem Rheingau Musikfestival, dem Davos Festival und dem Heidelberger Frühling eingeladen, wo sie unter anderem mit Ewa Kupiec, Thomas Hampson und Anna Prohaska konzertierten. Seit Oktober 2012 unterrichten die vier jungen Musiker des Armida Quartetts Kammermusik an der Universität der Künste Berlin. Die Debut-CD des Quartetts mit Werken von Béla Bartók, György Ligeti und György Kurtág wird im Herbst 2013 bei CAvi-music erscheinen.

Nachbericht

Im Barocksaal des Tegernseer Schlosses feierte das Streichquartett Armida einen Konzerttriumph. Der Auftritt der jungen Künstler im Rahmen der „Tegernseer Woche“ und in der Reihe „Podium für junge Solisten“ offenbarte spektakuläres Quartettspiel von allerhöchster Qualität und Hingabe. Martin Funda, Violine, Johanna Staemmler, Violine, Teresa Schwamm, Viola und Peter-Philipp Staemmler, Violoncello, boten dem Publikum nicht nur drei gewichtige Werke der Kammermusik, sondern auch deren Interpretation in Vollendung und überwältigender emotionaler Übertragung. Mozarts Streichquartett A-Dur, KV 464 , ein Werk das Haydns offene Bewunderung Aussprechen lies, und Mozarts Vater im Frühjahr 1785 zum Zeugen der gereiften Genialität und des Erfolges seinen Sohnes werden lies, spielte das Armida Quartett aufnahmereif in volltönigem Wohlklang. Unangestrengt ausgewogen und frei fliessend der erste Satz Allegro, gleitend weich und in vertieftem Spiel das Menuett, ein Gedicht der Variationssatz Andante, mit Klangfülle und warmer Transparenz, pulsierender Homogenität im finalem Allegro. Maurice Ravels einziges Streichquartett, entstanden 1902/03, brachte Spielfreude und Intensität des Armida Quartetts zum Kulminationspunkt. Das Ensemble traf die Frische und Leichtigkeit, im anfänglichen Allegro moderato-Très doux, die Fantasie des Zuhörers als den Impetus eines Seiltanz im unheilvollem Wind, im Assez vif- Très rhythmé, den Vorwärtsdrang des Windsturms durch das bebende Laub und dessen trügerische Beruhigung. Der ruhige dritte Satz bestach durch seine erzählerische Wärme, seiner unterschwelligen Unheimlichleit und dem erlösenden Ende. Explosiv nahm das Armida Quartett den Beginn des Finalsatz Vif et agité, wilder als alles bisher Gewesene , provokativ und fordernd, ein Ritt auf dahinschiessenden, aufgeregt tanzenden Noten. Brahms' Streichquartett a-Moll Op.51 Nr.2, ein trotz der Moll-Tonart eher freundlich gestimmtes Werk, brachte das Armida Quartett im 1.Satz Allegro non troppo mit perfektem Wechsel von volltöniger Intensität und lyrischen Momenten, immer von glühendem, beweglichem Spiel durchdrungen. Delikat und elegant, flüsternd beginnend im Andante moderato, im erzählenden Strom von ausbrechender Heftigkeit und ausatmender Ruhe, führte das Quartett mit seiner im Kontrast des Stückes aufgehenden Interpretation zum harmonischen A-Dur Schluss. Mystische Klänge, flottes Vorangehen, treibende Episoden führen zum Finale mit seinem unmissverständlichem, auftaktigem Thema voller Elan. Die Energie der zwei kontrastierenden, jetzt tänzerischen Themen, eines synkopisch „ungarisch“, eines ländlerhaft ließ das Armida Quartett durch den Saal schwärmen und mit einem magischen Innehalten zur finalen Stretta fliegen. Ein beglücktes und fasziniertes Publikum erhielt nach gewaltigem Applaus noch eine köstliche Zugabe : Bartoks 4.Satz aus dem 5. Streichquartett wurde ein im flottem Pizzicato berauschender Ausklang. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung