Sandra Urba, Klavier

SANDRA URBA, KLAVIER

J. Brahms, J. Haydn, M. Mussorgsky

Barocksaal Tegernsee

27.06.2015, 19.30 Uhr

Vorbericht

1987 in Vilnius in eine Musikerfamilie geboren, erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sechs Jahren. Nach dem Besuch des Musikgymnasiums in Vilnius wurde sie 2003 Jungstudentin an der Hochschule für Musik Detmold, anschließend ordentliche Studentin bei Prof. Anatol Ugorski.Nach einem Wechsel in die Klasse von Prof. Alfredo Perl absolvierte sie ihren Diplomabschluss mit Auszeichnung. Ebenfalls mit Auszeichnung beendete sie ihren Masterabschluss als Studentin der Klasse von Prof. Pavel Gililov an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, wo sie derzeit Konzertexamen bei Prof. Jacob Leuschner studiert. Zahlreiche Meisterkurse ergänzten ihre musikalische Ausbildung, u.a. bei Prof. Mikhail Voskresensky, Prof. Homero Francesch, Prof. Arie Vardi, Prof. Pavel Gililov, Prof. Andras Schiff, Prof. Dmitry Bashkirov und Prof. Victor Merzhanov. Sandra Urba erzielte mehrere 1. Preise bei Klavierwettbewerben; so gewann sie bereits im Alter von 12 Jahren den Schumann-Wettbewerb in Zwickau, 2002 und 2005 erhielt sie erste Preise beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert. Neben weiteren Erfolgen bei diversen Wettbewerben gewann sie 2007 den 2. Preis beim 13. Lions Musikpreis Deutschland; 2011 war sie 1. Preisträgerin des 11. Internationalen Münchner Klavierpodiums. Sandra Urba ist trotz ihres jungen Alters bereits eine gefragte Pianistin für Solo- und Kammermusikkonzerte.So trat sie in renommierten Konzerthäusern auf, wie z.B. der Tonhalle Düsseldorf, der Kölner Philharmonie, im Schumann-Haus Leipzig, im Mozartsaal in Hamburg, in der Historischen Stadthalle Wuppertal, im Sendesaal Bremen sowie beim Schwarzwald-Musik-Festival in Calw. Solistisch konzertierte sie mit renommierten Orchestern wie den Bochumer Symphonikern, der Landeskapelle Altenburg/Thüringen, der Bochumer Orchester Akademie und dem Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern. 2005 ging sie mit dem International Youth Orchestra auf Konzerttournee durch England, Frankreich und Deutschland. Nach dem Gewinn des internationalen Münchner Klavierpodiums 2011 folgten Konzerte in Paris, München und Tegernsee. 2011/12 war sie beim Beethovenfest in Bonn, beim Kultursommer Nordhessen und beim Musikfestival „Sugrizimai" in Vilnius zu hören. 2013 erschien Sandra Urbas Debut CD mit Werken von Schumann. Auch kammermusikalisch ist Sandra Urba mit einem Studium für Liedbegleitung bei Prof. Ulrich Eisenlohr und als Mitglied des Elderingensembles engagiert. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen unterstützten und bestätigten Sandra Urba in ihrer Entwicklung. So erhielt sie bereits 2002 den Ibach-Preis; 2003 folgte der Preis der Deutschen Stiftung Musikleben und 2004 der Förderpreis der Werner Richard - Dr. Carl Dörken-Stiftung. Von 2007 bis 2011 war sie Stipendiatin der Oscar und Vera Ritter-Stiftung in Hamburg; 2010 erhielt sie den Preis der Ottilie Selbach-Redslob-Stiftung Berlin. Zurzeit ist sie Stipendiatin der Anna Ruths-Stiftung in Frankfurt am Main und ist im Förderprogramm von „Yehudi Menuhin Live Music Now“. Seit 2014 ist sie ebenfalls Stipendiatin der Hans und Marlies Stock-Stiftung für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur.

Nachbericht

Charmant, ungemein talentiert, mit einer vollendeten Technik ausgestattet, feinsinnig und emotional ansteckend, so brillierte die junge Pianistin Sandra Urba in der Konzertreihe „Podium für junger Solisten“. Die in einer Musikerfamilie aufgewachsene mehrfache Preisträgerin renommierter Wettbewerbe - im Alter von 12 Jahren den Schumann-Wettbewerb in Zwickau, 2002 und 2005 erste Preise beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert. 2007 den 2. Preis beim 13. Lions Musikpreis Deutschland; 2011 war sie 1. Preisträgerin des 11. Internationalen Münchner Klavierpodiums - wurde für einen Soloabend vom “Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. nach Tegernsee in den Barocksaal eingeladen. Werke von Haydn, Brahms und Mussorgsky beleuchtete sie mit ihrem pianistisch fundiertem Können. Von der Sonate Nr. 60 C-Dur Hob.XVI:50 des wiener Kapellmeisters breitete sie die innewohnende positive Stimmung freudig aus, nahm den 1.Satz Allegro mit raschem Puls und sprudelnder Eleganz, das sensible Adagio schlüssig erzählend und anmutig kokett, das Finale keck und auftrumpfend mit lebensfroher Entschlossenheit. Die spät entstandenen Fantasien Op. 116, als Intermezzo und Capricen betitelt, schlagen einen Bogen zurück zu Johannes Brahms jugendlicher Vorliebe, der Improvisation am Klavier, im Alter losgelöst von kompositorischem Ehrgeiz, frei und doch künstlerisch geformt als nachdenkliche Monologe. Sandra Urba füllte die mal tobende, mal sinnierende Klaviermusik mit Vitalität und Tiefe. Das erste Capriccio spielte sie aufwühlend und erregt,das folgende Intermezzo weich und ruhig, ernst fragend und auslotend , wieder leidenschaftlich elanvoll das dritte Stück. Lies Schumann träumerisch aus dem nächstenIntermezzo grüßen, stieg in das Seufzen des folgenden ganz ein, wie in die akkordische Volltönigkeit des wie ein Abendlied ruhig wogenden Nr.6. Stürmisch brausend und hitzig jagend gestaltete sie vollendet das letzte Capriccio, stürzte sich hingebungsvoll in das Rasen und Aufstampfen dieses Seelenausbruchs. Der Klavierzyklus„Bilder einer Ausstellung“, entstanden 1874, fand erst nach dem Ersten Weltkrieg seinen Weg in die Konzertsäle. Mussorgsky „vertont“ darin die Eindrücke von10 Gemälden und die Wanderungen des Betrachters als „Promenade“ von einem zum anderen.Sandra Urba schreitet volltönig voran, spielt das groteske Herumstolpern des „Gnoms“ und dessen schweren Schritte mit Wildheit und Trotz, die Promenade sanft beginnend, weich zu höheren Tönen mitwandernd. Wie ein Erzähler auf leierndem Klang führt sie durch das „Alte Schloss“, ins Vertrauen ziehend die Geheimnisse des Gemäuers auf dem Puls des Herzschlages ansprechend. Perlend und neckend lässt sie die Tasten schnurren wenn die Kinder auf durchsonnter Allee trollen, und tief stampfend, akkordisch trotzig den Ochsenkarren ( Bydlo) durchziehen. Schnell zwitschernd und aufgeregt hüpfend erklingt ihr „Ballett der unausgeschlüpften Küken“, mit Energie gestaltet sie die Figuren Samuel Goldberg und Schmuyle, die Drastik von Einschüchterung und Hilflosigkeit des Klangbildes treffend nachzeichnend. Ein schnelles Treiben lässt Sandra Urba mit dem „Marktplatz von Limoges“ aufleuchten, und Ehrfurcht und Grauen in den schwer lastenden Akkorden der „Katakomben“. Unheimlich und tosend spielt sie sich durch die „Hütte der Baba-Jaga“, die stampfenden, wehenden Kräfte der Hexe der russischen Volkssage auskostend und überleitet zum“Großen Tor von Kiew“. Feierlich, akkordisch gewaltig zeichnet sie das Gebilde eines wuchtigen Stadttores und lässt die Musik in der Apotheose des Promenadenthemas, der maximalen Entfaltung also, wie einen wuchtigen Choral klingen. Nach dieser applausgekröntem Energieausbruch weist Schumanns „Des Abends“ aus den Fanstasiestücken op.12 als eine sanfte Zugabe den Weg in ein Traum von Zartheit und beruhigendem Ausatmen. Marcus Vitolo

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