Trio Marvin

VITA KAN, KLAVIER, MARINA GRAUMANN, VIOLINE, MARIUS URBA, CELLO

Barocksaal Tegernsee

16.06.2018, 19.30 Uhr

Vorbericht

Trio Marvin
Vita Kan, Klavier, Marina Grauman, Violine
Marius Urban, Violoncello
Wenn eine „ganz besondere Pianistin, die durch Ihre Authentizität und Brillanz aufhorchen lässt…“(Robert Levin) ,
…ein ausgezeichneter Cellist mit großem Ton und warmen Vibrato…“(Riccardo Chailly) und eine Geigerin mit „ansteckender Bühnenpräsenz“(„Neue Musikzeitung“) und
„unverbrauchterSpielfreude„(„Südkurier“) sich der Gattung des Klaviertrios widmen, kann kaum etwas schief gehen.
Das Trio Marvin wurde von der Pianistin Vita Kan, dem Cellisten Marius Urba und der Geigerin Marina Grauman 2016 in Leipzig gegründet. Nur wenige Monate später wurde das Trio mit dem 1. Preis (Mendelssohn-Preis) des Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbes 2017 in Berlin ausgezeichnet, was der musikalischen Laufbahn des Ensembles einen sicheren Grundstein setzte.
Alle drei Musiker sind Preisträger internationaler Wettbewerbe und gehen einer regen Konzerttätigkeit im in- und Ausland nach. Große Bedeutung für das Ensemble hat die Zusammenarbeit mit Musikern wie Jacques Ammon (Celloproject) und Gerald Fauth (Trio ex aequo), während durch die Teilnahme an Meisterkursen und Festivals wichtige Impulse gesammelt werden konnten. Es steht demnächst eine Debüt CD-Produktion bevor.
Die unterschiedliche Herkunft (Litauen, Kasachstan, Russland) und die während des Studiums in Deutschland gesammelten Anregungen bestimmen einen ganz besonderen Umgang mit der Kernliteratur der Klassik und Romantik, aber auch insbesondere mit Komponisten wie Schostakowitsch, welche bei den Musikern aus der ehemaligen UdSSR einen hohen Stellenwert einnehmen

Nachbericht

Ein virtuos spielendes Trio von vollendeter Klangkraft und vitalem Musiziergestus erfreute das Publikum des Tegernseer Barocksaals zum Kammermusikabend des „Podium für junge Solisten“. Vita Kan, Klavier, Marina Grauman, Violine, und Marius Urba, Violoncello, gründeten erst 2016 ihr Trio Marvin. Schon 2017 gewannen sie zusammen den 1. Preis des „Felix MendelssohnHochschulwettbewerb“ in Berlin . Des weiteren gewann das Trio 2018 den Internationalen Wettbewerb „Franz Schubert und die Moderne“(2. Preis bei Nichtvergabe des 1.) 
In Tegernsee eröffneten die jungen Musiker den Abend mit einer märchenhaften, quirligen Interpretation Mozarts B-Dur Trios KV 502. Sanfter  Traum wurde der 2. Satz Larghetto, gesanglich geführt, klar und entschlossen der letzte Satz Allegretto. 
Das 1945 entstandene Trio a-moll Op. 24 des polnisch/russischen Komponisten Mieczyslav Weinberg (1919-1996) erklang  mit beeindruckender Wirkung in Klangstärke und Intensität. Vom ersten, vehement wiederholten A-Dur Aufschrei im Präludium und Arie an,  konnte man aus diesen Stück das Schicksal des Musikers heraushören, seine Seelenqualen, sein Schmerz und seine Kraft und Zuversicht durchdrangen schneidend, mit enormer Klangkraft  den Raum. Motorisch stark antreibend begann die Toccata , möglicherweise den deutschen Überfall auf Polen 1939 nachzeichnend. Die drohenden Gefahr  könnte die vorangegangene düstere, auf wehendem Klavierklang ertönende Pizzicato-Episode sein. Das von tröstenden , choralartigen Akkordfolgen geteilte Poem , 4.Satz des Klaviertrios, ertönte als schrill und  verzweifelte Schmerzensklage. Eindringlich, temperamentvoll und intensiv kam das Finale zu Gehör mit einem wehmütig verschwindendem Ausklang .Von der Ermordung der ganzen Familie im Lager Trawniki bei Lublin erfuhr Weinberg erst Jahrzehnte später. Er war mit den großen Musikern der Sowjetzeit, u.a. Oistrach und  Rostropovitsch befreundet und errang einige Erfolge der schwierigen Sowjetzeit. 
Noch moderner erklang das Klaviertrio Nr. 2 von Thorsten Encke (*1966), dessen Tongestaltung auf die Suche nach neuen akustischen Effekten und Klängen zielt. Von Aufregung in allen Facetten , raschen Tonfolgen , sanftes Aufwühlen am Klavier, wilde Beschleunigungen, totalem Ausbruch und anschließendem Hall bis zum finalen Glissando war alles geboten. 
Brahms ausdrucksstarkes Klaviertrio c-moll op.101 gestaltete das Trio Marvin mit sicherer  Hand und entschlossener Klangfülle. Die hervorragenden Musiker kosteten den in der dichten Textur des Stückes verwobenen leicht unerbittlichen Charakter des Stückes  aus, zeichneten den gespenstischen 2. Satz Presto non assai getroffen schattenhaft und davonhuschend nach, holdselig süß den 3.Andante grazioso mit dem eintrübenden moll-Intermezzo, und das temperamentvolle Finale Allegro molto mit seinem ungarischen Anklang ausgelassen vital. Ein Abend von ungeheurer Virtuosität und musikalischer Leidenschaft.

Ulli und Uwe Kai Stiftung