Tchalik Quartett

TCHALIK QUARTETT

Barocksaal Tegernsee

23.03.2019, 19.30 Uhr

Vorbericht

Das Quatour Tchalik ist ein von den Geschwistern Louise, Sarah, Gabriel und Marc Tchalik im Jahr 2013 gegründetes französisches Streichquartett.
Sie musizieren seit ihrer frühen Kindheit gemeinsam. Nach der Gründung im Jahr 2013 trat das Streichquartett in zahlreichen Konzerthallen und bei Musikfestivals unter anderem in Frankreich, Spanien, Russland, Norwegen, Italien, Tschechien und Österreich auf. Gelegentlich ergänzt bei Konzerten ein weiterer Bruder, der Pianist Dania Tchalik, das Streichquartett.
Das Ensemble studierte an verschiedenen Musikakademien, unter anderem an der McGill International String Quartet Academy in Montreal, der European Chamber Music Academy der Accademia Musicale Chigiana, der Académie Musicale de Villecroze und dem Centre européen de musique de chambre Paris. Seit 2016 wird das Tchalik-Quartett in der Meisterklasse vonGünterPichler, dem Gründer des Alban Berg Quartetts an der Escuela Superior de Música Reina Sofia in Madrid unterrichtet. Das Quartett erhielt wertvolle Unterstützung von Musikern wie Yovan Markovich, Vladimir Bukač, Johannes Meissl,, Jan Talich und Macha Yanouchevsky. Im Jahr 2014 erhielt das Quartett ein Stipendium für die Teilnahme an der französisch-tschechischen Akademie in Telc und an der Internationalen Sommerakademie (ISA) in Wien.
Im Jahr 2016 gewann das Streichquartett den Kammermusik-Wettbewerb der Internationalen Sommerakademie der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Im folgenden Jahr wurden sie mit dem Preis der Fondazione Monte die Paschi di Siena ausgezeichnet. Im Februar 2018 gewann das Quatour Tchalik den Ersten Preis beim 13. Internationalen Mozartwettbewerb in Salzburg. Für die beste Interpretation eines Streichquartetts von Mozart wurde das Quartett darüber hinaus mit dem Sonderpreis der Stiftung Mozart Salzburg geehrt.
Die Geschwister Tchalik arbeiten mit dem französischen Geigenbauers Philippe Mitéran aus Bourg- la-Reine Bogenbauer Konstantin Cheptitski zusammen. Seit 2016 wird das Streichquartett finanziell von der Safran Foundation unterstützt.

Nachbericht

Das Quatuor Tchalik verwöhnte in Tegernsee das Publikum des „Podium für junge Solisten“mit seinem ausgewogenen, feinsinnigen Klang, dem gemeinsamen Atmen in der Musik und seinem ernsten, konzentriertem Auftreten. Die seit ihrer frühen Kindheit gemeinsam musizierenden Geschwister Tchalik, Gabriel und Louise, Violine, Sarah, Viola, und Marc, Violoncello, erschufen auf der Bühne des Barocksaals eine Aura des edlen Wohlklangs, man spürte: Dies ist ihr höchstes Streben. Diesem jetzt schon erreichtem Ziel schienen sie bei allem phantastischem Können eine gewisse Lockerheit und eine Prise Glut unterzuordnen, was sicher dem noch so jungen Alter und der noch frischen Erfahrungszeit geschuldet sein mag.
Mozarts Streichquartett KV 589 in B-Dur nahm das Ensemble im 1. Satz Allegro mit Schwung, im Larghetto entfaltete sich die Cellostimme mit gesanglicher Hingabe, das Menuett gestalteten die vier Musiker getroffen in seiner Virtuosität und Kühnheit, und das finale Allegro assai rasch und lebendig jubilierend.
Schostakowitschs Streichquartett Nr.10, mit dem der Komponist seinen Kollegen, Freund und Widmungsträger Wainberg in der Anzahl der Quartettwerke einholte, gestalteten die Tchaliks als spannende und überraschende Musik. Freundlich schwebend das erste Andante, mit Vehemenz trafen sie die Tongebung des Allegretto furioso, als einen Kampf im ständigen Fortissimo, mit gehämmerten, aggressiven Akkordschlägen, dem dämonischen Klangbild starken Ausdruck verleihend. Im warmen, ruhigen Legato ließen sie das Adagio in Passacaglia-Form (der Bass wiederholt ständig eine Tonfolge) als versöhnliche Gegenpart erklingen. Sehr intensiv, das charakteristische rhythmische Ostinato-Hüpf-Motiv nie aus den Augen verlierend, spielten sie das
finale Allegretto in präzisem geschwisterlichem Gleichgewicht.
Ein monumentales Streichquartettwerk stand im 2. Teil des Konzerts auf dem Programm: Beethovens op. 132 in a-moll.
Ein Vierton-Motiv, ein vom Komponisten als Motto gedachtes Klangbild, leitet das Assai sostenuto-Allegro ein, und ertönt immer wieder im Laufe des Werkes. Dieser absoluten Musik begegnete das Tchalik Quartett mit konzentrierter Spiellust, unglaublichem Zusammenspiel, die dramatischen Themen nachempfindend, das Allegro ma non tanto in seiner gedämpften Stimmung treffend, dessen Trio in tanzender, ländlerischer Heiterkeit. Das Zentrum dieses Quartetts ist eindeutig das breit angelegte Adagio: als „Canzona di ringraziamento "(Dankgesang eines Genesenden) schuf es Beethoven nach ernsthafter Erkrankung, und griff auf die lydische Kirchentonart zurück. Als ein Gebet trafen die Musiker die Verinnerlichung dieser sakralen, an Renaissance-Chorwerke erinnernde Musik, in gesanglicher, spannender Nachdenklichkeit, die Stille der lauschenden Zuhörer beschwörend. Ein markantes Alla marcia, hymnisches, leidenschaftliches Spiel und eine glänzende, hurtige Coda schlossen virtuos aber nie unkontrolliert ab.
Dem begeisterten Publikum schenkten die vier Geschwister ein Kleinod: Nr.11 aus Dvoraks „Die Zypressen“, ein Klangerlebnis bildhafter Musik von Leichtigkeit und Zärtlichkeit.
Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung