Festival der ARD-Preisträger Flöte - Klavier - Streichquartett

FESTIVAL DER ARD-PREISTRäGER  FLöTE - KLAVIER - STREICHQUARTETT

Barocksaal Tegernsee

28.05.2023, 19.00 Uhr

Vorbericht

Chaos String Quartet:
Susanne Schäffer, Violine, Eszter Kruchio, Violine, Sara Marzadori, Viola, Bas Jongen Violoncello
Die Mitglieder des Chaos String Quartets fanden sich entlang des reichen Konzepts von Chaos in Wissenschaft, Kunst und Philosophie zusammen und teilen den Wunsch, als risikofreudige, multinationale Stimme auf den Kammermusikbühnen der Welt präsent zu sein.
Kürzlich bei dem renommierten Bordeaux International String Quartet Competition 2022 mit dem 2. Preis und dem Sonderpreis für die beste Interpretation von „Terra Memoria“ von Kaija Saariaho ausgezeichnet, findet das Chaos String Quartet rasch seinen Platz auf den internationalen Bühnen. Zu weiteren Erfolgen zählt der 2. Preis und zahlreiche Sonderpreise beim Bartók World Competition 2021 und der Gewinn des Internationalen Premio V.E. Rimbotti in Italien.
Das junge Ensemble wurde zu Musikfestivals und Konzertreihen eingeladen wie das Davos Festival – Young Artists in Concert, Ravenna Festival, Gent Festival van Vlaanderen, Musica Insieme Bologna, Festival Academy Budapest, Festival del Quartetto Firenze, Lockenhaus, Wien Modern und Heidelberger Streichquartettfest.
Das Quartett arbeitete mit Künstlern wie Nicolas Baldeyrou, Alexander Ullman, Giampaolo Bandini, Avri Levitan, Hyung-ki Joo und Christoph Zimper zusammen. Außerdem hatte das Ensemble die Möglichkeit, mit dem Komponisten Helmut Lachenmann sein 2. Streichquartett „Reigen seliger Geister“ zu erarbeiten.
Neben der Arbeit mit ihrem Mentor Prof. Johannes Meissl in Wien im Rahmen des ECMAster Programms, absolvierte das Quartett ein postgraduales Studium an der Scuola di Musica di Fiesole mit dem Cuarteto Casals. Weitere musikalische Impulse erhielt das Ensemble von Eberhard Feltz, Patrick Jüdt, Rainer Schmidt (Hagen Quartett), Hatto Beyerle (Alban Berg Quartett), András Keller (Keller Quartett) und Oliver Wille (Kuss Quartett).
Das Quartett ist Mitglied des Netzwerks Le Dimore del Quartetto und wurde kürzlich unter den Stipendiaten des Förderprogramms New Austrian Sound of Music gewählt.
Das Chaos String Quartet entwickelt spartenübergreifende Performance-Projekte und wird in der Saison 2022/23 u.A. in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und England zu hören sein.
Bas Jongen spielt auf einem Violoncello von Hendrick Jacobs (Amsterdam, 1696), eine großzügige Leihgabe der Niederländischen Stiftung für Musikinstrumente NMF.



Nachbericht

Preisgekrönte junge Talente aus den Reihen der Bestplatzierten des internationalen ARD Wettbewerbs 2022 beglückten das Publikum des fast vollbesetztem Barocksaals in Tegernsee mit einem anziehendem ausgedehntem Programm aus Bekanntem und Unbekannterem .
Für seine Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ lud der „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. das „Chaos“Streichquartett, 3.Platz ARD Wettbewerb 2022, sowie den FlötistenYubeen Kim , 1.Preis und Sonderpreis, und den Pianisten Junhyung Kim, 2.Platz.
Das Chaos Streichquartett, mit Susanne Schäffer und Eszter Kruchió, Violinen, Sara Marzadori, Viola und Bas Jongen , Violoncello, gewann 2022 zahlreiche Wettbewerbe, u.a. den 2. Preis beim renommierten Bordeaux Wettbewerb und beim“Bartok world“ in Budapest, den 1. beim „Rimbotti“in Florenz und 2023 jüngst 2023 den „Quartettissimo“ in Bad Tölz. Es hat inzwischen europaweit Konzerte auf seinem Plan, widmet sich gerne zeitgenössischer Musik und arbeitet ständig mit seinem Mentor Prof. Meissl in Wien. Yubeen Kim, 1997 in Südkorea geboren, ist Soloflötist des Konzerthausorchesters Berlin, spielte als Solist z.B: schon unter Christoph Eschenbach und Ivan Fischer, gastierte bei den Bochumer Sinfonikern und dem Philh. Orch. Seoul und ist Preisträger auch anderer Wettbewerbe u.a. des „Prager Frühling“ , 1.Preis. Junhyung Kim, studiert z.Z. Klavier bei Antii Siirala in München. 2021 errang er den u.a. 1.Preis des „Seoul international Music“Wettbewerbs. Er gastiert u.a. beim Münchener Kammerorchester und spielt international Solorecitals.
Thema und Variationen für Flöte und Streichquartett op.80, ein Werk aus den 300 der ersten nativ-amerikanischen Komponistin Amy Beach, 1867-1944, eröffnete das Konzert. Das musikalische Wunderkind, das mit 4 Jahren ihre ersten Kompositionen schuf, wurde eine der besten Pianistinnen des späten 19. Jahrhundert und musikalisch wie gesellschaftlich zu einer Vorreiterin der Frauenbewegung sowie Mitbegründerin und Vorsitzende der „Association of American Women Composers“. Warm und wehmütig eröffneten die Streicher die spätromantisch gefärbte Musik, dessen Hauptthema aus einem der zahlreichen Songs der Komponistin selbst stammt, Indian Lullaby. Die Flöte stieg mit einem ausgedehnten, sensibel gespielten Solo ein, dessen Ende den Beginn der ersten Variation ankündigte, welche das Thema nochmal, nun mit der Flöte im Diskant vorstellt. Gemeinsam zeichneten sie mit Enthusiasmus die unterschiedlichen Charaktere der Variationen nach, burschikos die zweite, im 3er Takt vorsichtig tapsend die dritte, die rätselhaft flüsternde vierte, die sprudelnde fünfte als emotionaler Miteilpunkt des Werkes und die sechste im
Kontrapunkt bis zur Bestätigung des Themas.
Ein pianistisches Feuerwerk der Moderne brachte Junhyung Kim zu Gehör: György Ligetis „Escalier du diable“aus den 18 Etüden für Solo Piano , die „Teufelstreppe“, in der Linie der Etüden Chopins, Listzs Debussys und Skriabins, jedoch neue technische Ansätze und Ideen verfolgend, beeindruckte mit ihrer Polyrhitmik und den virtuosen Anforderungen der aus den tiefen in wildem Tempo trommelnd und springend immer wieder aufsteigenden Klaviertöne.
Reine Streichquartettmusik folgte mit Beethovens Opus 18 Nr.3 in D-Dur, dessen Ausdrucksbedeutung noch an Haydn und Mozart anlehnt, sowie der zurückhaltende Grundcharakter - vom Chaos Quartett mit behutsamer Einfühlsamkeit getroffen - erst im dritten Satz als frühromantisches unruhiges Scherzo allmählich nachlässt; um dann im Finale Temperament und Witz mit rhythmischer Energie und überraschenden Modulationen walten zu lassen.
Nino Rota, italienischer Komponist, hat sich mit Soundtracks zu bekanntesten Filmen einen Namen gemacht, wie Fellinis“La dolce vita“, Luchino Viscontis „Il gattopardo“ und Francis Ford Coppola „Der Pate“, obwohl er sich selbst immer als spätromantischen Komponist sah und seine nicht Film-bezogenen Werke offen an Dvorak anlehnen. 1911 in Mailand geboren stand er schon 12jährig am Pult und dirigierte ein vier Jahre vorher (!) komponiertes eigenes Oratorium, als Direktor des Konservatorium von Bari war Riccardo Muti einer seiner Schüler, der die Musik seines 1979 verstorbenen Lehrers immer wieder aufführt. Rotas Trio für Flöte, Violine und Klavier von 1958, interpretierten Eszter Kruchió, Yubeen Kim und Junhyung Kim mit überzeugend feurig-bewegtem Elan von Anfang an, mit unheimlich spannungsgeladener Ruhe im Andante sostenuto und im Allegro vivace e con spirito mit ausgelassenen, witzigen Tanz von Flöte und Violine, vom Klavier mit schmunzelnd-versteckter Führung angetrieben.
Das abschließende Werk Schumanns begründete 1842 die Form des Klavierquintetts und ist eines der beliebtesten der Kammermusik. Das Chaos Quartett und der Pianist Junhyung Kim spielten es zupackend und frisch, von tragendem Impetus des Lebenskampf in Musik durchzogen. Begeisterter Schwung und lyrisches im Allegro brillante, graue Traurigkeit verzweifelter Schritte im Trauermarsch, Aufschrei, Raserei und Nachbeben bis zum Scherzo. Hier Zitat eines Clara und Robert Schumann teuren Quintenthemas, dem ein treffend schaurig gespielter moll-Tanz folgt. Das Finale steigerte sich mit auftrumpfender Dominanz bis zur Apotheose des Fugato in jubelnder Lebendigkeit. Ein Triumph der Musik und der fabelhaften Interpreten. Marcus Vitolo


Ulli und Uwe Kai Stiftung