Preisgekrönte
junge Talente aus den Reihen der Bestplatzierten des internationalen
ARD Wettbewerbs 2022 beglückten das Publikum des fast vollbesetztem
Barocksaals in Tegernsee mit einem anziehendem ausgedehntem Programm
aus Bekanntem und Unbekannterem .
Für
seine Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ lud der
„Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. das
„Chaos“Streichquartett, 3.Platz ARD Wettbewerb 2022, sowie den
FlötistenYubeen Kim , 1.Preis und Sonderpreis, und den Pianisten
Junhyung Kim, 2.Platz.
Das
Chaos Streichquartett, mit Susanne Schäffer und Eszter Kruchió,
Violinen, Sara Marzadori, Viola und Bas Jongen , Violoncello, gewann
2022 zahlreiche Wettbewerbe, u.a. den 2. Preis beim renommierten
Bordeaux Wettbewerb und beim“Bartok world“ in Budapest, den 1.
beim „Rimbotti“in Florenz und 2023 jüngst 2023 den
„Quartettissimo“ in Bad Tölz. Es hat inzwischen europaweit
Konzerte auf seinem Plan, widmet sich gerne zeitgenössischer Musik
und arbeitet ständig mit seinem Mentor Prof. Meissl in Wien. Yubeen
Kim, 1997 in Südkorea geboren, ist Soloflötist des
Konzerthausorchesters Berlin, spielte als Solist z.B: schon unter
Christoph Eschenbach und Ivan Fischer, gastierte bei den Bochumer
Sinfonikern und dem Philh. Orch. Seoul und ist Preisträger auch
anderer Wettbewerbe u.a. des „Prager Frühling“ , 1.Preis.
Junhyung Kim, studiert z.Z. Klavier bei Antii Siirala in München.
2021 errang er den u.a. 1.Preis des „Seoul international
Music“Wettbewerbs. Er gastiert u.a. beim Münchener Kammerorchester
und spielt international Solorecitals.
Thema
und Variationen für Flöte und Streichquartett op.80, ein Werk aus
den 300 der ersten nativ-amerikanischen Komponistin Amy Beach,
1867-1944, eröffnete das Konzert. Das musikalische Wunderkind, das
mit 4 Jahren ihre ersten Kompositionen schuf, wurde eine der besten
Pianistinnen des späten 19. Jahrhundert und musikalisch wie
gesellschaftlich zu einer Vorreiterin der Frauenbewegung sowie
Mitbegründerin und Vorsitzende der „Association of American Women
Composers“. Warm und wehmütig eröffneten die Streicher die
spätromantisch gefärbte Musik, dessen Hauptthema aus einem der
zahlreichen Songs der Komponistin selbst stammt, Indian Lullaby. Die
Flöte stieg mit einem ausgedehnten, sensibel gespielten Solo ein,
dessen Ende den Beginn der ersten Variation ankündigte, welche das
Thema nochmal, nun mit der Flöte im Diskant vorstellt. Gemeinsam
zeichneten sie mit Enthusiasmus die unterschiedlichen Charaktere der
Variationen nach, burschikos die zweite, im 3er Takt vorsichtig
tapsend die dritte, die rätselhaft flüsternde vierte, die
sprudelnde fünfte als emotionaler Miteilpunkt des Werkes und die
sechste im
Kontrapunkt
bis zur Bestätigung des Themas.
Ein
pianistisches Feuerwerk der Moderne brachte Junhyung Kim zu Gehör:
György Ligetis „Escalier du diable“aus den 18 Etüden für Solo
Piano , die „Teufelstreppe“, in der Linie der Etüden Chopins,
Listzs Debussys und Skriabins, jedoch neue technische Ansätze und
Ideen verfolgend, beeindruckte mit ihrer Polyrhitmik und den
virtuosen Anforderungen der aus den tiefen in wildem Tempo
trommelnd und springend immer wieder aufsteigenden Klaviertöne.
Reine
Streichquartettmusik folgte mit Beethovens Opus 18 Nr.3 in D-Dur,
dessen Ausdrucksbedeutung noch an Haydn und Mozart anlehnt, sowie der
zurückhaltende Grundcharakter - vom Chaos Quartett mit behutsamer
Einfühlsamkeit getroffen - erst im dritten Satz als frühromantisches
unruhiges Scherzo allmählich nachlässt; um dann im Finale
Temperament und Witz mit rhythmischer Energie und überraschenden
Modulationen walten zu lassen.
Nino
Rota, italienischer Komponist, hat sich mit Soundtracks zu
bekanntesten Filmen einen Namen gemacht, wie Fellinis“La dolce
vita“, Luchino Viscontis „Il gattopardo“ und Francis Ford
Coppola „Der Pate“, obwohl er sich selbst immer als
spätromantischen Komponist sah und seine nicht Film-bezogenen Werke
offen an Dvorak anlehnen. 1911 in Mailand geboren stand er schon
12jährig am Pult und dirigierte ein vier Jahre vorher (!)
komponiertes eigenes Oratorium, als Direktor des Konservatorium von
Bari war Riccardo Muti einer seiner Schüler, der die Musik seines
1979 verstorbenen Lehrers immer wieder aufführt. Rotas Trio für
Flöte, Violine und Klavier von 1958, interpretierten Eszter
Kruchió, Yubeen Kim und Junhyung Kim mit überzeugend
feurig-bewegtem Elan von Anfang an, mit unheimlich
spannungsgeladener Ruhe im Andante sostenuto und im Allegro vivace e
con spirito mit ausgelassenen, witzigen Tanz von Flöte und Violine,
vom Klavier mit schmunzelnd-versteckter Führung angetrieben.
Das
abschließende Werk Schumanns begründete 1842 die Form des
Klavierquintetts und ist eines der beliebtesten der Kammermusik. Das
Chaos Quartett und der Pianist Junhyung Kim spielten es zupackend
und frisch, von tragendem Impetus des Lebenskampf in Musik
durchzogen. Begeisterter Schwung und lyrisches im Allegro brillante,
graue Traurigkeit verzweifelter Schritte im Trauermarsch, Aufschrei,
Raserei und Nachbeben bis zum Scherzo. Hier Zitat eines Clara und
Robert Schumann teuren Quintenthemas, dem ein treffend schaurig
gespielter moll-Tanz folgt. Das Finale steigerte sich mit
auftrumpfender Dominanz bis zur Apotheose des Fugato in jubelnder
Lebendigkeit. Ein Triumph der Musik und der fabelhaften Interpreten.
Marcus Vitolo