Meisterklasse : Studierende der Flötenklasse Prof. Andrea Lieberknecht und der Gesangsklasse Prof. Christiane Iven

MEISTERKLASSE : STUDIERNDE DER FLöTENKLASSE PROF. ANDREA LIEBERKNECHT UND DER GESANGSKLASSE PROF. CHRISTIANE IVEN

Barocksaal Tegernsee

24.06.2023, 19.00 Uhr

Vorbericht

MEISTERKLASSE

An den Musikhochschulen werden regelmäßig Klassenabende der einzelnen Fachgruppen veranstaltet, um den Studierenden die Möglichkeit zu bieten, das Erlernte und tausendfach Geübte auf dem Konzertpodium zu zeigen, Routine zu gewinnen und an ihrem künstlerisches Profil zu feilen.
Der Freundeskreis für die Förderung junger Musiker hat
Prof. Andrea Lieberknecht, die in früheren Jahren selbst mehrfach im Barocksaal aufgetreten ist, eingeladen, mit den Studierenden ihrer Flötenklasse einen Abend zu gestalten. So können diese sich auf der Schwelle von Studium zum Berufsleben--fern von der gewohnten Umgebung der Hochschule—auf einem fremden Podium präsentieren und Erfahrung sammeln.
Im Barocksaal Tegernsee spielen die jungen Flötisten:Innen verschiedenster Nationalitäten und Altersstufen mit jugendlichem Elan ein buntes Programm, das die Zuhörer begeistern wird.

Erfreulicherweise konnte Prof. Christiane Iven für dieses Projekt dazu gewonnen werden. Sie wird mit Studierenden ihrer Gesangsklasse das Programm um einige interessante Werke für Flöte und Gesang bereichern.
Begleitet werden die jungen Musiker von Korrepetitoren:innen der Musikhochschule, deren pianistisches Können, ihr großes Repertoire und ihre Flexibilität nicht hoch genug zu würdigen sind.

Zum Konzertabend in Tegernsee werden u.a. folgende Werke erklingen :
Johann Sebastian Bach“Aus Liebe will mein Heiland sterben“
aus der Matthäuspassion(Sopran, Flöte, Klavier), 
Maurice Ravel La Flûte Enchantée, aus “Shéhérazade”(Gesang, Flöte, Klavier)
Camille Saint-Saens Une flûte invisible (Victor Hugo)(Sopran, Flöte, Klavier)
Leo Delibes Le Rossignol (Sopran, Flöte, Klavier)

Andrea Lieberknecht war von 1989 bis 1991 Soloflötistin im Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks und von 1991 bis 2002 im Sinfonieorchester des Westdeutschen Rundfunks Köln. Neben ihrer Orchestertätigkeit war sie Dozentin an den Hochschulen für Musik in Köln und Hannover. 2002 übernahm sie die ordentliche Professur für Flöte an der Hochschule für Musik, Medien und Theater Hannover. Seit dem Studienjahr 2011/12 ist sie Professorin für Flöte an der Hochschule für Musik und Theater München. Zusätzlich gibt sie regelmäßig Meisterkurse in Europa, Asien und Australien, sie ist Dozentin an der Villa Musica und war Gastprofessorin an der Musikhochschule in Oslo.
Sie konzertierte rund um die Welt mit Recitals, Solokonzerten und Kammermusikauftritten in verschiedenen Ensembles.

Christiane Iven war bis 2016 als Konzert-, Lied- und Opernsängerin international tätig. Die gebürtige Hamburgerin wurde für ihre künstlerischen Leistungen mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet und zur Kammersängerin ernannt. Von 2001-2007 war sie Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Seit 2013 hat sie eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater München inne und ist dort seit 2021 auch Vizepräsidentin.
Christiane Iven gibt zahlreiche Gesangskurse (u. a. Internationale Musikakademie für Solisten (IMAS), Internationale Hugo-Wolf-Akademie, Sommerakademie des Mozarteums Salzburg) und ist Jurymitglied bei internationalen Gesangswettbewerben. Darüber hinaus arbeitet sie auch als Coach und Beraterin im Bereich Musik, Theater und Pädagogik.



Nachbericht

Eine Reihe ihrer begabtesten Eleven nahmen die Professorinnen Andrea Lieberknecht, Flöte, und Christiane Iven, Gesang,auf die Bühne des ‚Podium für junge Solisten‘ mit an den Tegernsee.
Diese jungen, talentierten Musiker kurz vor dem Beginn ihrer Laufbahn, oder in den höheren Jahren ihrer musikalischen Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater München, spielten im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums ein sensationelles Konzert. Auf Einladung des ‚Freundeskreis für die Förderung junger Musiker‘e.V. kam die Auswahl der 15 Musikerinnen und Musiker aus Norwegen, Schweiz, Südafrika, Dänemark, Japan, Slowenien und Deutschland, einschließlich der einfühlsamen Pianistinnen Madoka Ueno und Chico Togawa in musikalischer Begleitfunktion, und lieferte ein facettenreiches, abwechslungsreiches und fantasievolles Programm. Beglückt moderierten die beiden Professorinnen abwechseln und gemeinsam, erläuterten charmant und kenntnisreich, freudig mitreißend die zahlreichen Werke aus verschiedenen Epochen, die sie nach dem Eröffnungswerk in den Barock- , den Exoten- den Panflöten- und den Vogel-Block aufteilten.
Mozarts Ouvertüre zur ‚Die Zauberflöte‘ in einem Arrangement rein für Flötenensemble von A.Scott machte treffend den Anfang. Die wohlbekannte Musik erklang gefühlvoll und beseelt mit Maria Ose, Piccoloflöte, Astrid Bjelland, Metka Crnugelj,Alma Cermak, Querflöten, Shangcong Lu, Altflöte und Rafael Adobas Bayong, Bassflöte. Festlich und aufmunternd lebensfroh gestalteten die Sopranistin Sophie Negoita, der Flötist Rafael Adobas Bayong und Madoka Ueno am Flügel, Bachs Arie ‚Blast die wohlgegriffnen Flöten‘ aus der Kantate BWV 214, die Sängerin sich den Koloratur-Kaskaden genüsslich hingebend. Sinnend klang ihre Stimme, Nachdenklichkeit und Trauer ausdrückend, in der Arie ‚Aus Liebe will mein Heiland sterben‘aus der ‚Matthäus-Passion‘ , von Maria Ose und Chico Togawa an Flöte und Flügel begleitet.
Im Impressionismus erlebten die Kammermusik mit Flöte und exotische Themen eine regelrechte Blütezeit, welche die Grundlage der nächsten Stücke bilden, so Ravels ‚La flute enchantée‘aus ‚Shéhérazade‘. Aus der Sammlung der Geschichten aus ‚1001 Nacht‘der dem Sultan um ihr Leben erzählende Shéhérazade, ertönt die Schachtelgeschichte einer unsichtbar in der Ferne erklingenden Flöte dessen jeder einzelner Ton für Shérhéazade ein Kuss ist. Laura Hemingway, Mezzosopran und Maria Ose, Flöte, brachten das stimmungsvolle Werk mit Sensibilität und Wärme dar. Ebenfalls von Ravel die ‚Vocalise-Etüde‘ en forme de Habanera“, ein nur auf Vokallauten gesungenes Stück, samtig, klagend und kokett von Sophie Negoita gesungen. An der Flöte mit virtuosem Spiel von Bayog vorgetragen, die entsprechende ‚Vocalise -Etüde en forme de Habanera‘. Das berühmteste Stück aus der Oper „Carmen“,die ‚Hanabera‘, sang die Sopranistin Laura Mayer mit aufwühlender Leidenschaft und stimmlichen Farbenreichtum. Abschluss des 1.Teiles wurde die ‚Fantasie brillante sur Carmen‘ von Francois Borne, ein von Metka Crnugelj an der Flöte in vollendeter Virtuosität gespieltes Bravourstück. Das verbindende Thema der vier folgenden Stücke war die Panflöte. Sanft und eindringlich erklang Debussys ‚La flûte de Pan‘ mit der Mezzosopranistin Laura Mayer, aus dem Flur zum Saal hinein‚Syrinx‘für Flöte solo wie von Debussy gedacht aus der Ferne, ergreifend stimmungsvoll von Shancong Lu gespielt. ‚Une flûte invisible‘ von Camille Saint-Saens wurde von Marie Maidowski, Sopran und Alma Cermak, Flöte, wiegend weich, mit abgerundeter Stimme und wohlklingendem Flötenklang vorgetragen; der gleiche Titel von André Caplet mit Laura Hemingway, Sopran und Astrid Belljand, Flöte, die ruhig beginnende betörende Weise zu den Spannungs-Ausbrüchen führend und zum elegischen Schluss. Die sechs der Vogelwelt gewidmeten Stücke begannen mit Oliver Messiaens ‚Le merle noire‘, ein virtuoses, modernes und wildes Stück für Flöte solo, das Florian Egger mit unglaublichem Temperament und Gespür, virtuosem Spiel und Leidenschaft gestaltete. Die Sopranistin Viktoria Matt nahm sich Brahms ‚Die Nachtigall‘ op.46 Nr.4 mit toller Diktion und samtigem Klang an; Sophie Negoita und Shangcong Lu des ‚Le rossignol‘ mit neckendem Spiel der sich von Flöte und Gesang und umgekehrt imitierenden Phrasen. Drei Lieder op.20 von Jan Brandts-Buys im deutsch-spätromantischen Stil mit Anklängen an Wagner und Richard Strauss: Aus ‚Nachtruf‘ holten Marie Maidowski und Astrid Belljand die unheimliche Stimmung packend hervor, die Entrückung der Abendbetrachtung in ‚Abendständchen‘ und die frohlockende Ausgelassenheit der trällernden ‚Brautfahrt‘. Nach langem enthusiastischem Applaus war das Publikum Feuer und Flamme für das gemeinsame Singen zweier bekannter Volkslieder, diese Zugaben der besonderen Art schlossen ein so reichhaltiges Konzert ab. Marcus Vitolo



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