Im
Tegernseer Barocksaal ließen fünf junge, preisgekrönte
Musikerinnen und Musiker ihre Kunst in der Konzertreihe“Podium für
junge Solisten“ meisterhaft erklingen. Eingeladen vom
„Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.v. wurden
fünf bestplatzierte Teilnehmer des 72.Ausgabe des renommierten
Internationalen Musikwettbewerbs der ARD : Vilmos Mohácsi,
Kontrabass, Semifinalist, einer der besten sechs im Fach Kontrabass,
Takehiro Konoe, Viola, Gewinner des dritter Platzes, und das Trio
Amelio, mit Johanna Schubert, Violine, Merle Geißler, Cello und
Philipp Kirchner, Klavier, Gewinner des 2.Platzes. Gemeinsam sind sie
mit dem BR auf Tourneé unterwegs.
Viola
, Violine und Kontrabass leiteten den Konzertabend mit Klängen der
englischen Renaissance ein. Zeitlebens als ausübender Musiker
gelobt, wurde Orlando Gibbons nach seinem Tod 1603 sowohl für seine
liturgischen als auch für seine Kompositionen für Gambenconsort
berühmt. Drei seiner Fantasien, damals einsätzige Stücke in
strenger Führung gleichberechtigter Stimmen nebeneinander erklangen
erlesen durchdacht, konsequent geführt und sensibelst abgestuft, ein
Klangbild aus lang vergangener Zeit erhaben nachzeichnend.
Effektvoll
schreckte nun das Amelio Trio die Gemüter des Publikums aufs
emotionalste auf.
Von
Rebecca Clarke, Tochter einer Bayerin und eines Amerikaners,
hochentwickelte Komponistin und exzellente Bratschistin, mit dem
Komponisten James Friskin verheiratet, Kammermusikpartnerin von
Rubinstein, Heifetz, Casals u.v.m., stürmten die Klänge ihres
Meisterstücks ein, das Klaviertrio von 1921. Das Amelio Trio gab
sich der Leidenschaft und Wildheit, dem Humor und der Spiellust
dieses dreisätzigen Werkes mit Inbrunst und unglaublichem
Zusammenspiel hin. Die Wechsel der Gefühle, die besonderen
Klangeffekte, die Mischung aus Impressionismus a la Debussy, Drang
der Moderne und melodischen Elementen aus englischen Volksliedern
hatten durch das hervorragende, ausdrucksstarke Medium des Amelio
Trio faszinierende, aufwühlende Wirkung.
Anfangs
als eines der ersten Kammermusikwerke für modernes F-Horn und
Klavier von Robert Schumann komponiert, aber schon mit alternativer
Besetzung zum Horn mit Cello oder Violine geplant, entstand das
Adagio und Allegro op.70 in As-Dur 1849. In Tegernsee erklang es mit
Takehiro Konoe an der Viola und Philipp Kirchner am Klavier. Die
beiden Musiker brachten die ganze Nachdenklichkeit des Adagio
berührend zu Gehör, die Brillanz des Allegro mit feurigem Einsatz.
Schuberts“Forellenquintett“D
667 in A-Dur vereinte das Amelio Trio mit Takehiro Konoe und Vilmos
Mohácsi . Die fünf Musiker schufen im Allegro Vivace eine so
leuchtende, zärtlich spielfreudige Interpretation, dass die bei
Schubert immer im Hintergrund präsente Trauer sich hier ganz
zurückzog, um im Andante mit Wehmut wieder zu erscheinen, seufzend
in den dunkleren Farben von Cello und Bratsche. Das energisch
geführte Scherzo führte mit rhythmischen Kontrasten und rasantem
Tempo auf die vom Publikum sehnsuchtsvoll erwarteten
„Forellen“-Variationen. Manch Zuhörer summte oder sang sachte
auf dem Text des mutigen Schriftstellers, Dichter und Musiker
Christian Schubart den Fang der Forelle nach. Jeder Musiker spielte
feinfühlig nacheinander das fröhlich-leichtfüßige Thema, von den
anderen in immer aufgeregteren Variationen umgarnt,zunehmend
eindringlicher bis zur donnernden d-Moll, der folgenden fünften
Veränderung mit schluchzenden Tönen, dem überaus beschwingten
Dur-Abschluss mit flott springendem Thema auf der originalen
Klavierbegleitung entgegen. Das Finale des Quintetts offenbarte die
hohe Meisterschaft der jungen Musiker Schuberts Anspruch und
Unterhaltsamkeit schwungvoll zu vereinen.
Von
Johannes Schachtner spielten die fünf Musiker einen modernen
„Nachtrag zu Schuberts Forellenquintett“, ein bewegtes, skurriles
und augenzwinkerndes Werk dem man durchaus parodistische Züge
entnehmen konnte. Eine rasante Zugabe mit Johann Nepomuk Hummel
Finalsatz aus dem Grand Quintet op.87 in es-Moll krönte diese
bewegende und bewundernswerte musikalische Leistung. Marcus Vitolo