Ein
kammermusikalischer Blitz schlug mit Intensität, Raffinesse und
Humor im Tegernseer Barocksaal ein. Das „Isidore String Quartet“
zeigte durchwegs warum es 2022 den alle drei Jahre in Banff ,
Kanada, stattfindenden Internationalen Streichwettbewerb gewann.
Phoenix Avalon, Violine, Adrian Steele, Violine, Devin Moore,Viola
und Joshua McClendon,Violoncello, begeisterten das Publikum mit ihrer
so lebendigen Spielkunst und waren selbst vom der Ausstrahlung des
Barocksaals und dem Enthusiasmus der Zuhörer inspiriert.
Das
aufstrebende Ensemble transportierte in Mendelssohns Streichquartett
Es-Dur op.44 Nr.3 inhaltlich die Reife der Ausdrucksentwicklung des
Komponisten und die dem Werk innewohnende lyrische Inbrunst mit
elanvollem Einsatz und feinfühliger Musikalität.
Unglaublich
spannend, nach einem leidenschaftlichen Allegro vivace, ihr Aufbau
des kontrapunktisch meisterlich gebauten Scherzo, die Kombination der
„gegeneinander und miteinander„ agierenden Stimmen erreicht den
Gipfel der Kunstfertigkeit, und seine frappierende Wirkung als
unheimlicher Geistertanz in bewegter Vorstellungskraft.. Vibrierende
Lyrik, in einem edlen Klangbild von friedlichem Ernst gebettet,
entfaltete das Isidore Quartet in dem einem Lied ohne Worte ähnlichen
Adagio non troppo, der so kantablen Huldigung an Mozart und Schubert
mit Wärme und Tiefgang folgend. Den Wechsel von strengem,
nachdenklich wirkenden Satz und brillanten Klangkaskaden des Finale
Molto Allegro e con fuoco.unterstrich das Quartett mit virtuosem,
faszinierendem Spiel.
Inspiriert
von der tatsächlich geschehenen Diebstahl der „Mona Lisa“ aus
dem Louvre Museum 1911 schuf Dinuk Wijeradne „Disappeareance of
Lisa Gherardini“ für Streichquartett als Auftragskomposition des
Banff Centre, welches alle teilnehmenden Ensembles spielen mussten.
Die
vier jungen Musiker gaben sich der musikalischen Erzählung mit
Augenzwinkern und manch szenischem Einsatz hin. Sanfte Striche der
Geigen mit Phoenix Avalon, und Adrian Steele, beschrieben Leonardos
Arbeit am Porträt, das entstandene lächelnde Antlitz erklingt mit
Joshua McClendon als Cello-Klang, welcher sich unruhig in
mitreißendes Pizzicato wandelte als der Diebstahl stattfindet.
Musikalische Zuspitzung und gleichzeitig Chaos bis die Violinen
Polizei-Sirenen imitieren. Abrupter Stop führt in die heutige Zeit
und „Mona Lisa“ hat ihren Platz und Ruhm zurück.
Benjamin
Brittens zweites Streichquartett, C-Dur op. 36, zählt mit seinen
strengen Formen zum Neobarocken Stil , spricht aber durch seinen Weg
von Konsonanz zu Dissonanz drei musikalische Epochen an. Das „Isidore
String Quartet“ spielte es mit großem Respekt und Feingefühl, die
Ausstrahlung der Musik auch in der Gestik nachempfindend,
ergreifendem Cello-Solo, sanftem, synchronem Wiegen von Viola und
Violinen auf Cello-Pizzicato.
Das
jedes Stück begeistern applaudierende Publikum wurde herzlich
beschenkt : „Adoration“, von Florence Price, ein Kleinod voller
Wärme und Güte.
Marcus
Vitolo