Einen
gelungeneren Saison-Beginn konnte sich das „Podium für junge
Solisten“nicht wünschen: ein junges, erfolgreiches und
sympathisches Streichquartett, dessen Auftritt das Publikum über
jedes Maß hinaus begeisterte.
Nicht
nur, dass nach längerer Pause wieder ein Konzert im Barocksaal
stattfand, das Niveau der vier MusikerInnen, mit Luna
De Mol, Violine, Kryštof
Kohout, Violine, Elliot Kempton, Viola, und Findlay Spence,
Violoncello, rief erstaunen und grenzenlose
Bewunderung hervor.
Auf
der Bühne des Barocksaals in Tegernsee zeigte das Fibonacci
Quartett, warum es sowohl den 1. Preis wie auch den Publikumspreis
des berühmten Borciani-Wettbewerbs im letzten Jahr gewann, eine
Leistung die es als erstes Quartett überhaupt in der Geschichte
dieser Kompetition errang.
Haydns
Streichquartett op.74 Nr.4 in B-Dur, „Der Sonnenaufgang“wegen der
aufschwingenden beginnenden Geigenmelodie genannt, offenbarte die
Kultiviertheit und das aberwitzige gemeinsame Fühlen des Ensembles,
so flott und beseelt im Allegro con spirito, wie innig und
nachdenklich fein im Adagio spielend. Menuett und Trio gestalteten
sie mit ausgelassenerer Spielfreude und zogen im finalen Allegro ma
non troppo das Tempo allmählich an, die von der Gemütlichkeit des
Beginns über die Stufen der immer aufgeregter wirbelnden Ritornelli
steigende Spannung mit jedem Ton auskostend.
Smetanas
Streichquartett Nr.1 e-Moll „Aus meinem Leben“ist ein
musikalischer Rückblick des tschechischen Komponisten, wie er dies
in einem Brief von 1878 erläutert: „Die Liebe zur Kunst und die
Sehnsucht“, „Der Frohsinn seiner Jugend und seine Liebe zum
Tanz“, „Der Beginn seiner Liebe zu seiner zukünftigen Frau“und
„Die Freude über seinen Erfolg , der Schrecken der Taubheit“ .
Leidenschaftlichen Impetus entfaltete das Fibonacci Quartett im
Allegro vivo e appassionato, die teils vehemente Lebendigkeit mit
energischem Wille, die Sehnsucht mit lyrischer Gesanglichkeit
umsetzend. Mitreißend spielten sie die lebenslustig tanzende Polka,
berührend gesanglich und tröstend umarmend das Largo als
emotionalen Höhepunkt. Stolz und temperamentvoll begann das Ensemble
das finale Vivace, ein Bruch im Ablauf symbolisiert die Erkenntnis
der zunehmenden Taubheit, der Tinnitus der ihr vorangeht als hohes e4
über unheimlichen Tremolo und Orgelpunkt. Mahnend erklingt das erste
Thema und führt in ein resigniertes klingendes Ende.
Beethovens
ausgedehntes Streichquartett cis-moll op. 131 mit 7 ineinander über
gehenden Sätzen ist eines seiner Spätwerke welche seinerzeit in
ihrer Aussage verkannt und als unspielbar abgestempelt wurden. Das
Fibonacci Quartett beleuchtete dieses Werk mit unglaublicher Reife,
seine Gabe jede musikalische Regung mit dem treffenden und im genauem
Maß vollendenden Ausdruck darzubringen, machten gerade im 1. Satz
Adagio Beethovens betrachtende Seele hörbar. Selig und
temperamentvoll singend erklang die Pastorale des folgenden Allegro
molto vivace, als instrumentales Rezitativ, deklamatorisch das
Allegro moderato. Nun setzt Beethoven ein Quartett in das Quartett
und entwickelte aus dem ruhig schreitenden Andante sieben
Variationen, die unterschiedlichste Ausdrucksformen und Zeitmaße
berühren. Das Presto erklang als rasantes Pulsieren aller Stimmen in
Staccato-Achteln, und eine melancholische Überleitung führte in ein
Finale von ungeheuer mutiger Klangkraft. Das ehrfürchtig erstarrte
Publikum brach nun in begeisterten langen und wiederholten Applaus
aus, welchen die sympathischen Musiker mit einem Choralsatz aus einer
Kantate Bachs und einem Quartettsatz eines tschechischen Volksliedes
mit Freude beantworteten.
Marcus
Vitolo