Fibonacci Quartett , Sieger des Borciani Wettbewerb 2024

Kryštof Kohout und Luna De Mol, Violine
Elliot Kempton, Viola - Findlay Spence, Violoncello



Barocksaal Tegernsee

15.03.2025, 19.00 Uhr

Vorbericht

Das Fibonacci-Quartett ist eines der in Europa angesehensten jungen Streichquartette, das im In-und Ausland zahlreiche Preise gewonnen hat, darunter den Ersten Preis und den Publikumspreis beim 13. Internationalen Streichquartettwettbewerb „Premio Paolo Borciani“ 2024 und erste Preise bei Kammermusikwettbewerben in Belgien, Holland, Italien und Frankreich.
Das im Vereinten Königreich ansässige und an der Guildhall School gegründete Quartett ist
Resident Ensemble an der Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid bei Günter Pichler und an der Dutch String Quartet Academy.
In der Saison 2024/25 gastiert das Ensemble in ganz Europa und bestreitet regelmäßig Fernseh-und Radiosendungen.
Programm in Tegernsee: Joseph Haydn op.76/4
Friedrich Smetana „Aus meinem Leben“
Ludwig van Beethoven op.131


Nachbericht

Einen gelungeneren Saison-Beginn konnte sich das „Podium für junge Solisten“nicht wünschen: ein junges, erfolgreiches und sympathisches Streichquartett, dessen Auftritt das Publikum über jedes Maß hinaus begeisterte.
Nicht nur, dass nach längerer Pause wieder ein Konzert im Barocksaal stattfand, das Niveau der vier MusikerInnen, mit Luna De Mol, Violine, Kryštof Kohout, Violine, Elliot Kempton, Viola, und Findlay Spence, Violoncello, rief erstaunen und grenzenlose Bewunderung hervor.
Auf der Bühne des Barocksaals in Tegernsee zeigte das Fibonacci Quartett, warum es sowohl den 1. Preis wie auch den Publikumspreis des berühmten Borciani-Wettbewerbs im letzten Jahr gewann, eine Leistung die es als erstes Quartett überhaupt in der Geschichte dieser Kompetition errang.
Haydns Streichquartett op.74 Nr.4 in B-Dur, „Der Sonnenaufgang“wegen der aufschwingenden beginnenden Geigenmelodie genannt, offenbarte die Kultiviertheit und das aberwitzige gemeinsame Fühlen des Ensembles, so flott und beseelt im Allegro con spirito, wie innig und nachdenklich fein im Adagio spielend. Menuett und Trio gestalteten sie mit ausgelassenerer Spielfreude und zogen im finalen Allegro ma non troppo das Tempo allmählich an, die von der Gemütlichkeit des Beginns über die Stufen der immer aufgeregter wirbelnden Ritornelli steigende Spannung mit jedem Ton auskostend.
Smetanas Streichquartett Nr.1 e-Moll „Aus meinem Leben“ist ein musikalischer Rückblick des tschechischen Komponisten, wie er dies in einem Brief von 1878 erläutert: „Die Liebe zur Kunst und die Sehnsucht“, „Der Frohsinn seiner Jugend und seine Liebe zum Tanz“, „Der Beginn seiner Liebe zu seiner zukünftigen Frau“und „Die Freude über seinen Erfolg , der Schrecken der Taubheit“ . Leidenschaftlichen Impetus entfaltete das Fibonacci Quartett im Allegro vivo e appassionato, die teils vehemente Lebendigkeit mit energischem Wille, die Sehnsucht mit lyrischer Gesanglichkeit umsetzend. Mitreißend spielten sie die lebenslustig tanzende Polka, berührend gesanglich und tröstend umarmend das Largo als emotionalen Höhepunkt. Stolz und temperamentvoll begann das Ensemble das finale Vivace, ein Bruch im Ablauf symbolisiert die Erkenntnis der zunehmenden Taubheit, der Tinnitus der ihr vorangeht als hohes e4 über unheimlichen Tremolo und Orgelpunkt. Mahnend erklingt das erste Thema und führt in ein resigniertes klingendes Ende.
Beethovens ausgedehntes Streichquartett cis-moll op. 131 mit 7 ineinander über gehenden Sätzen ist eines seiner Spätwerke welche seinerzeit in ihrer Aussage verkannt und als unspielbar abgestempelt wurden. Das Fibonacci Quartett beleuchtete dieses Werk mit unglaublicher Reife, seine Gabe jede musikalische Regung mit dem treffenden und im genauem Maß vollendenden Ausdruck darzubringen, machten gerade im 1. Satz Adagio Beethovens betrachtende Seele hörbar. Selig und temperamentvoll singend erklang die Pastorale des folgenden Allegro molto vivace, als instrumentales Rezitativ, deklamatorisch das Allegro moderato. Nun setzt Beethoven ein Quartett in das Quartett und entwickelte aus dem ruhig schreitenden Andante sieben Variationen, die unterschiedlichste Ausdrucksformen und Zeitmaße berühren. Das Presto erklang als rasantes Pulsieren aller Stimmen in Staccato-Achteln, und eine melancholische Überleitung führte in ein Finale von ungeheuer mutiger Klangkraft. Das ehrfürchtig erstarrte Publikum brach nun in begeisterten langen und wiederholten Applaus aus, welchen die sympathischen Musiker mit einem Choralsatz aus einer Kantate Bachs und einem Quartettsatz eines tschechischen Volksliedes mit Freude beantworteten.
Marcus Vitolo



Ulli und Uwe Kai Stiftung