Preisträger Münchner Klavierpodium der Jugend

JANIS PFEIFER, OSKAR WEIHS, MAXIMILAN TREBO, MAXIMILIAN KROMER

Barocksaal Tegernsee

11.09.2010, 19.30 Uhr

Vorbericht

Podium frei für junge Pianisten : am Samstag den 11.September 2010 um 19.30, spielen im Barocksaal des Tegernseer Schlosses vier Preisträger des "Münchener Klavierpodium der Jugend". Maßgebliche Mitglieder des „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ e.V. sind jedes Jahr bei diesem Wettbewerb für sehr junge Pianisten anwesend, um junge Talente für Tegernsee zu entdecken. Der von Simon Gourari, Klavierpädagoge ( Vater der Pianistin Anna Gourari ), und von seiner Frau Ludmila Gourari gegründeter Wettbewerb für junge Klavierkünstler aller Länder, hat es sich als Hauptanliegen gemacht, neue Talente zu entdecken und zu fördern, ihnen die Welt der Musik nicht als „Kampfarena“ sondern als offenes Forum, das allen einen Platz bietet, vorzustellen. Dieses Jahr werden Oskar Weihs, 10 Jahre, aus Wien, Maximilian Trebo, 15 Jahre, aus Bozen, Maximilian Kromer, 15 Jahre, aus Wien, und Janis Pfeifer, 17 Jahre, aus Ulm, einen äußerst facettenreichen Klavierabend gestalten. Alle sind schon Konzert- und Wettbewerberfahrene junge Klavierspieler und werden, von kleineren über größere Werke, einen ausführlichen Streifzug durch die Klaviersololiteratur bieten : von Bach über Beethoven, von Schubert bis Grieg, Czerny, Schumann, Liszt , Brahms, Chopin, Strawinsky, und Prokofjew, von Barock bis Moderne werden sie alle Stile ansprechen. MV

Nachbericht

Ein Klavierfest durch Stile und Jahrhunderte wurde das Konzert vier überaus junger Pianisten im Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Die Auftritte von Oskar Weihs, 10 Jahre, Maximilian Kromer, 14 Jahre, Maximilian Trebo, 15 Jahre, und Janis Pfeifer, 17 Jahre, lösten Freude, Enthusiasmus, Bravorufe und unendlichen Applaus aus, also alles was echte Begeisterungsstürme ausmacht. Vom "Freundeskreis für die Förderung junger Musiker" e.V. aus dem internationalen Wettbewerb "Münchener Klavierpodium der Jugend" ausgesucht, gewannen die vier Tasteneleven als Förderpreis das Konzert am Tegernsee. Der jüngste eröffnete dem spannungsgeladenen Publikum den Konzertabend, und sein farbenreiches Bachspiel machte sofort neugierig. Das düstere, doch bewegungsfreudige Präludium und Fuge c-moll aus dem Wohltemperierten Klavier, Band 1, nahm er mit ausgewogenem Tempo und farbenfroher Gestaltung, die 2 rezitativischen Adagio-Takte deklamatorisch einleuchtend und die Fuge mit sicherer, eher affirmativer Lesart. Anmutig und technisch brillant gelang ihm Schuberts Impromptu Es-Dur Op.90 Nr.2, mit perlenden Passagen und reizendem Ritardando bei den Phrasenwechsel. Seine Auswahl zweier Stücke aus den selten gespielten "Poetischen Tonbildern" von Grieg, Nr. 5 und 6 Allegro moderato und Allegro scherzando, erklang melodisch tragend geführt sowie von quirliger Spielfreude. Sein Abschlussstück, die Variationen über den Wiener Trauer-Walzer As-Dur zeugte nochmal von seinen technischen und gestalterischen Fähigkeiten, mal ließ er das Klavier vokalisenartig trällern, mal die Oktaven erstarken, mal die Passagen als ein "Spinnerlied" dahinperlen. Maximilian Trebo, 15 Jahre, interpretierte Schumanns Op. Nr. 2, Papillons, einen musikalischen Roman, angelehnt an das phantastische Maskenfest aus den "Flegeljahren" Jean Pauls. Mit souveräner Sicherheit, auch im Auftritt eine positive Ausstrahlung, gestaltete Maximilian Trebo die vorüberfliegenden Bilder sorgfältig und verschmitzt, elanreich und von tollen Diminuendos spannend gehalten; die Schwärmerei und Heiterkeit, die derberen Züge und die seligeren treffend ansprechend. Als ein rauschendes Bravourstück gelang ihm Liszts Etüde Op.1 Nr. 8, rechter Hand dramatisch aussagende Akkorde, links brausender Tastendonner, mal umgekehrt und wieder zurück, bis zur finalen Kaskade. Maximilian Kromer, 14 Jahre, präsentierte Beethovens Sonate Es-Dur Op.27, Nr. 1, "Quasi una fantasia", die so unterschiedliche Schwester der "Mondscheinsonate", mit gestochener Klarheit und eindringlicher Phrasierung. Besonders erwähnt werden müssen alle Sätze : Das eher sanfte Andante, das sich aufbäumende Allegr, das so liedhaft geführte Adagio con espressione, in perfektem Tempo, warm und ergreifend, und auch das entschlossene Finale Allegro vivace. Ein kompositorisch aus dem Rahmen fallendes, doch in seiner Wirkung dennoch packendes Stück, wurde Cziffras Variationen über Brahms ungarischen Tanz D-Dur Nr.6. Der ungarische Pianist György Cziffra, 1921-1994, mit neun Jahren in der Franz Liszt Akademie aufgenommen und 1955 Gewinner des Franz Liszt Preises, war ein Interpret von höchster Virtuosität und technischer Brillanz dessen Klavier-Bearbeitungen ( Tritsch-Tratsch Polka, Ungarische Tänze, Hummelflug, usw.) zu den technisch anspruchsvollsten der Klavierliteratur gehören. Maximilian Kromer spielte die donnernden Oktaven, die rasenden Rhythmen und die fliegenden Passagen mit dem dazugehörigen überschäumendem Charakter und Temperament. Der 17jährige Janis Pfeifer begann mit Strawinskys 2. Satz aus Petruchka, "Chez Petrouschka", und interpretierte dem Kampf der weißen gegen die schwarzen Tasten, des C-Dur gegen das fis-Moll mit Energie und Tiefgang. Chopins brillante "Schwarze-Tasten"-Etüde Ges-Dur gestaltete er elegant und ausgearbeitet, doch Höhepunkt wurde Brahms Intermezzo Nr.2, op. 118. Runde Tongebung, gesanglich geatmet und reif versunken lies er die Musik leuchtend schweben. Kompositorisch extremer Kontrapunkt wurden Prokofjews "Teuflische Einflüsterungen" aus op.4 , eine bedrohlich grausam und besessen wirkende Musik, doch gespielt mit ungeheurer Virtuosität und Eindringlichkeit. Ein Klavierabend zum träumen ging nun zu Ende, die vier jungen Pianisten genossen sichtlich den höchstverdienten Erfolg ihres Konzertes. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung